Die Geschichte des Großhirns - neue Erkenntnis über Meereswürmer lässt Biologiebücher veraltern

Großhirn von Wirbeltieren und wirbellosen Artgenossen hat anders als angenommen gemeinsamen Ursprung

Von Cornelia Scherpe
16. September 2010

Es ist eine echte Überraschung, die der Ringelwurm "Platynereis dumerilii" den Forschern da bereitet hat. Dank diesem kleinen Meereslebewesen können die Biologiebücher neu geschrieben werden, denn unser Großhirn hat eine ganz andere Evolutionsgeschichte als angenommen. Bislang gingen Biologen davon aus, dass das Großhirn der Wirbeltiere sich unabhängig von den Hirnen der wirbellosen Tiere entwickelt hat.

Gemeinsamer Ursprung: Struktur eines früheren Großhirns bei wirbellosen Tieren

Wirbellose Tiere besitzen weitaus weniger entwickelte "Pilzkörper", mit dem sie primitive Sinnesreize aufnehmen und verarbeiten können. Doch Meereswürmer belehren uns nun eines besseren, denn sie besitzen das, was sie nicht besitzen sollten: Strukturen eines frühen Großhirns. Damit ist bewiesen, dass wirbellose Tiere und Wirbeltiere einen gemeinsamen Ursprung besitzen.

Das Großhirn entwickelte sich demnach nicht parallel zur den Pilzkörpern, sondern beide Organe müssen einen gemeinsamen Vorläufer haben. Neben dieser bahnbrechenden Erkenntnis können die Wissenschaftler nun erstmals auch das Alter des Großhirns besser datieren. Bislang hielt man das Großhirn für eine echt junge Evolutionsstufe, doch das konnte nun widerlegt werden.