Die individuelle Gefahr für Multiple Sklerose steigt durch Zigaretten und Lösungsmittel
Das MS-Risiko erhöht sich durch (Passiv)rauchen und Arbeiten mit Lösungsmitteln um ein Vielfaches
Multiple Sklerose, kurz MS, ist eine degenerative Erkrankung, deren Ursachen bislang nicht komplett erforscht sind. Die Medizin kennt einen genetischen Faktor, der sich auf das Merkmal HLA-DRB1*15 zurückführen lässt. Träger und Trägerinnen dieses Merkmales haben ein erhöhtes MS-Risiko. Es spielen aber ebenso Umweltfaktoren eine Rolle, wie aus diversen Studien bereits deutlich hervorging. Zu diesen Einflüssen gehören unter anderem ein Mangel an Vitamin D sowie eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus. Nun hat eine aktuelle Untersuchung herausgefunden, dass auch das Einatmen von Nikotin und Lösungsmitteln als Umweltfaktoren berücksichtigt werden muss.
Risikoerhöhung durch Zigarettenqualm und Lösungsmittel
Eine Forscherin aus Schweden wertete gemeinsam mit ihrem Team die MS-Krankheitsfälle in ihrem Land aus und berechnete die Risikoerhöhung bei verschiedenen Faktoren.
- Wer das Merkmal HLA-DRB1*15 trägt und aktiver Raucher ist, dessen Risiko ist um das 4,5-Fache erhöht.
- Noch schlimmer ist es für alle Passivraucher. Wer häufig mit Rauchern zusammen ist und deren Rauch einatmen muss, dessen Risiko steigt beim Vorliegen des Merkmals HLA-DRB1*15 direkt um das 7,7-Fache.
- Die Gefahr steigt zudem für alle, die aus beruflichen Gründen häufig mit Lösungsmitteln arbeiten. Das sind vor allem Maler und Lackierer, aber auch andere Handwerker und professionelle Reinigungskräfte. Tragen sie das Merkmal und rauchen zudem, kommen sie durch das Einatmen der Lösungsmitteldämpfe auf eine Risikosteigerung um das 30-Fache.
Immunreaktion im Verdacht
Die Studie kann nicht klären, weshalb Nikotin und Lösungsmittel einen solch starken Effekt auf das MS-Risiko haben. Die Forscherin hat jedoch eine Theorie. Da beides direkt auf das Lungengewebe wirkt und dieses beschädigt, liegt der Verdacht einer Immunreaktion nahe. Der Angriff auf die Lunge ruft die Abwehrkräfte auf den Plan, die dann aufgrund des Merkmals HLA-DRB1*15 eher eine Fehlreaktion zeigen und sich auch gegen körpereigenes Gewebe richten. Multiple Sklerose gehört in diese Kategorie, da das Immunsystem die Nervenzellen angreift.