Ein neuer Weg gegen Krebs? Forscher wollen Proteintransfer statt Gentransfer ermöglichen
Statt den Transportviren das benötigte Gen mitzugeben, wollen Forscher die Viren direkt mit dem Protein ausstatten
Die Gentherapie steckt noch in den Kinderschuhen und leidet daher wie so manche Neuentwicklung an Kinderkrankheiten. Ein großes Problem derzeit: ungewollte Mutationen. Mit diesem Problem hat sich ein deutsches Forschungsteam beschäftigt und präsentiert eine neue Alternative, mit der man die Sorgen um Zellmutationen einfach umgehen könnte: Proteintransfer statt Gentransfer.
Krebsrisiko durch Gentransfer
Bei einem Gentransfer nutzt man bisher Viren, die so verändert wurden, dass sie für den Menschen keine Gefahr mehr darstellen. Sie dienen in der Gentherapie als Transportmittel. In ihnen liegt das gewünschte Gen und beim Eintritt in die Körperzellen geben sie dieses Gen ab. Der Körper erhält so die benötigte "Bauanleitung", um beispielsweise das Immunsystem gegen Krebs zu stärken.
Der Haken beim Gentransfer ist jedoch, dass ausgerechnet die therapeutischen Gene im Erbgut der Zielzelle zu unerwünschten Veränderungen führen können. Daher steigt das Risiko für Entartungen und damit für den Beginn von Krebs.
Fertiges Produkt statt Bauplan
Da man beim Gentransfer dieses Problem bisher nicht lösen kann, gingen die Forscher einfach einen anderen Weg: Sie verzichteten darauf, den Transportviren das benötigte Gen mitzugeben, sondern statteten die Viren direkt mit dem Protein aus. Statt also die Bauanleitung für das Eiweiß an den Körper zu senden, nahmen sie das fertige Produkt.
Ausprobiert haben die Forscher den Proteintransfer mit Eiweißen, die als Antigene dienen. In ersten Experimenten mit Mäusen zeigte sich das große Potenzial: Kommen die Proteine im Körper an, reagiert das Immunsystem und stellt passende Antikörper her. Das Ziel der Forscher war es im ersten Versuch, dass die Proteine nur die Zellen ansteuern, die eine bestimmte Andockstelle (den SLAM-Rezeptor) besaßen.
Krebsimpfstoffe durch Proteintransfer
Es funktionierte und die Proteine wurden in die Zielzellen aufgenommen. Als man dann einen Proteintransfer startete, der gezielt Immunzellen ansprechen sollte, klappte auch dies und es wurden CD8-positive T-Zellen aktiviert. Genau diese sind wichtig im Kampf gegen Krebs. Daher wäre es denkbar, dass der Proteintransfer künftig zur Herstellung von Krebsimpfstoffen genutzt werden kann.
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