Entstehung von ADHS und Autismus findet bereits während der Schwangerschaft statt

Laut Studie erhöhen Schwangerschaftsdiabetes das Autismus- und Frühgeburten das ADHS-Risiko

Von Cornelia Scherpe
16. Juli 2018

Autismus und die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung werden meist erst diagnostiziert, wenn die Betroffenen dem Kleinkindalter entwachsen sind. Der Grund dafür ist aber vermutlich nicht, dass die Krankheiten erst dann auftreten, sondern dass erst dann Verhaltenstests sinnvoll sind, um eine Diagnose zu stellen. Kinderärzte gehen schon länger davon aus, dass die Kinder bereits mit ADHS oder Autismus geboren werden und sich folglich bereits vor der Geburt das Gehirn abweichend entwickelt hat. Diese Vermutung unterstreichen nun auch zwei Studien.

Höheres Autismus-Risiko bei Müttern mit Diabetes

In einer Untersuchung mit 419.425 Kindern in den USA zeigte sich, dass die Jungen und Mädchen häufiger eine Autismus-Form entwickelten, wenn ihre Mütter an Diabetes litten.

Es wurden die Geburtsjahrgänge 1995 bis 2012 betrachtet und das über im Schnitt 6,9 Jahre. In dieser Zeit zeigten 877 der Kinder eine Form von Autismus. Litten die Mütter bereits vor der Schwangerschaft an Diabetes des Typ 1, war das Risiko für die Kinder um das 2,36-Fache erhöht. Bei Typ-2-Diabetes stieg die Gefahr um das 1,45-Fache. Erworben die Frauen vor der 26. Woche ihrer Schwangerschaft die Störung im Zuckerstoffwechsel (Gestationsdiabetes) war das Risiko noch um 30 Prozent erhöht. Das legt nahe, dass Diabetes die Gehirnentwicklung eines Ungeborenen negativ beeinflussen kann.

ADHS-Risiko bei Frühgeborenen

Eine norwegische Studie setzte zudem ADHS mit der Dauer der Schwangerschaft in Verbindung und konnte zeigen, dass Frühgeborene ein gesteigertes ADHS-Risiko tragen.

113.227 Geburten zwischen den Jahren 1999 bis 2008 wurden mit den späteren Diagnosen verglichen. Wer bereits zwischen der 22. und 33. Schwangerschaftswoche entbunden worden war, dessen Risiko auf ein Aufmerksamkeitsdefizit stieg um 85 Prozent. Die Gefahr von Hyperaktivität war ebenfalls größer und zwar um 52 Prozent im Vergleich zu Nicht-Frühchen. Interessant war, dass dieser Einfluss des Geburtszeitpunktes bei Mädchen ausgeprägter war. Auch hier lässt sich insgesamt ableiten, dass die frühe Entbindung dem Gehirn der Kinder weniger Zeit zur Entwicklung gab und ADHS die unmittelbare Folge daraus ist.