Erforschung der Epilepsie: Neue Analyse kommt ohne Stimulation des Gehirns aus

Eine neue Berechnungsmethode offeriert Forschern einen besseren Einblick in die Analyse der heimtückischen Störung

Von Cornelia Scherpe
26. Januar 2016

Epilepsie ist eine neurologische Störung, bei der im Gehirn eine Überreizung stattfindet. Je nach Schwere der Krankheit ist der Alltag für Betroffene stark eingeschränkt und auch unter der Einnahme von Medikamenten wissen sie nie, wann ein neuer Anfall eintritt.

Bisher weiß die Medizin noch zu wenig über

  • die Entstehung,
  • Ursachen und
  • den genauen Verlauf

einer Epilepsie, denn die Erforschung gestaltete sich schwierig. Um die neurologischen Prozesse im Gehirn zu verfolgen, muss im ersten Schritt eine gezielte Stimulation erfolgen.

Analyseverfahren ohne Stimulation

Doch die Aussagekraft dieser Untersuchungen ist schwer einzuschätzen. Vor allen Dingen kann auf diese Weise keine Technik entwickelt werden, um vorherzusagen, wie ein Anfall entsteht. Forscher haben nun ein neues Analyseverfahren entwickelt, das ganz ohne die Stimulation auskommt.

Die Forscher nutzten EEG-Daten (Elektroenzephalografie) und werteten diese unter einem neuen Blickwinkel aus. Bisher konnte man die Daten nur dann mathematisch interpretieren, wenn man erst die Grunderregung der Hirnnerven untersuchte, dann einen gezielten Impuls von außen hinzu gab und die Differenz betrachtete. Die neue Untersuchung kann jedoch bereits aus der Grunderregung heraus berechnen, wie die Nerven sich bei Epilepsie verhalten.

Diagnose und Medikamenten-Wirkung

In Experiment mit Probanden konnte so nicht nur sicher die Epilepsie-Diagnose bestätigt werden, sondern auch die Wirkung der Medikamente. Die Auswertung der EEG-Daten zeigte eindeutig, wie die Wirkstoffe auf die Erregung der Hirnzellen wirken. Für die Medizin bedeutet dies, dass

  1. Patienten künftig besser auf Medikamente eingestellt werden können und
  2. neue Medikamente einfacher entwickelt werden.

Ein weiterer Versuch mit gesunden Probanden, die 40 Stunden Schlafentzug mitmachten, zeigte außerdem Epilepsie-artige Hirnmuster bei Gesunden. Das passt zur Beobachtung, dass Epilepsie-Patienten einen Anfall häufig nach Schlafmangel haben. Im nächsten Schritt wollen die Forscher nun untersuchen, ob sie mit der neuen Berechnungsmethode auch verschiedene Unterformen der Epilepsie erkennen können.