Experiment mit 2.000 Stabheuschrecken stützt die Theorie der konvergenten Evolution
Konvergente Evolution bedeutet vereinfacht erklärt, dass unter ähnlichen Umweltbedingungen auch ähnliche Lebensformen entstehen. In Hinsicht auf die sogenannte Exobiologie würde das bedeuten, dass auf erdähnlichen Planeten tatsächlich Lebewesen entstanden sein könnten, die Lebewesen der Erde ähnlich sind.
Untersuchung der Theorie der konvergenten Evolution
Einen unumstößlichen Beweis für die Theorie der konvergenten Evolution gibt es bislang allerdings noch nicht. Dafür aber diverse Hinweise. So zum Beispiel zwei überraschend ähnliche Fischarten, die sich anscheinend völlig unabhängig voneinander in zwei verschiedenen Kraterseen in Nicaragua entwickelt haben.
Ein weiteres Indiz zur Richtigkeit der Theorie wollen der Fachzeitschrift "Science" zufolge nun Biologen der britischen Sheffield University anhand eines Experiments mit 2000 Stabheuschrecken der Art Timema cristinae geliefert haben. Dass sich die Biologen ausgerechnet für diese Heuschreckenart entschieden hätten, läge vor allem daran, dass es bei ihr zwei Varianten gäbe. Diese sind besonders eng miteinander verwandt und befinden sich beide in einem relativ frühen Stadium der Auftrennung in weitere Arten, weisen aber wohl aufgrund ihrer unterschiedlichen Lebensräume dennoch signifikante Unterschiede auf. Ungeachtet dessen sei die Heuschreckenart Timema cristinae flugunfähig, was eine experimentelle Manipulation merklich erleichtere.
Anpassung der Heuschrecken an die fremde Umgebung
Kern des Experiments sei gewesen, Heuschrecken in dem jeweils fremden Umfeld respektive auf der jeweils anderen Futterpflanze auszusetzen. Zuvor wurde das Erbgut von 160 Tieren verschiedener Populationen untersucht. Wie eine anschließende Genuntersuchung bei der Folgegeneration dann zeigte, hatten Nachkommen der Testtiere tatsächlich Merkmale aufgewiesen, die eigentlich bloß für Heuschrecken, die normalerweise auf den betreffenden Pflanzen lebten, typisch seien. Wenngleich die Tiere noch nicht völlig an ihr Umfeld angepasst wären, sei es doch erstaunlich, dass bereits nach einer einzigen Generation eine derart weitreichende Anpassung stattgefunden habe.
Hinzu kam, dass die Anpassung vor allem die wichtigsten Bereiche, wie etwa Mundwerkzeuge, Pigmentierung oder Ressourcennutzung, betroffen hatten. Wieweit die kommenden Generationen eventuell noch besser an ihre Umgebung angepasst sein werden, lässt sich aber schon alleine Aufgrund der rasenden Anpassungsgeschwindigkeit kaum vorhersehen.