Experiment: Warum wir nicht immer selbst entscheiden können, ob wir gesund oder ungesund snacken

Faktor Zeit spielt bei der Lebensmittelauswahl eine entscheidene Rolle

Von Katharina Cichosch
29. Dezember 2014

Menschen, die sich ungesund ernähren, sind eben einfach unvernünftiger und lassen sich vom Geschmack allein leiten - so das gängige Vorurteil. Eine US-amerikanische Forschergruppe zeigt jetzt, dass die Dinge womöglich etwas komplizierter liegen:

Nicolette Sullivan und ihr Team von der Caltech, dem California Institute of Technology, untersuchten, welche Rolle der Faktor Zeit bei der Entscheidung für einen gesunden oder einen ungesunden Snack spielt. Das Ziel der Studie: Erkennen, wann der Faktor Geschmack in den Entscheidungsprozess eingebaut wird - und wann das Kriterium Gesundheit hinzukommt.

Geschmack ist wichtiger Maßstab

Denn, so wissen Experten seit langem: Die Geschmacksfrage kommt tatsächlich zuerst. Geschmack ist ein enorm wichtiger Maßstab, an dem wir fast schon instinktiv erkennen, was uns gut bekommt und was nicht. Geschmack ist eine Eigenschaft, die jeder Snack unmittelbar hat - und die wir nicht erst wissen müssen.

Die Frage, wie gesund ein Lebensmittel dann tatsächlich ist, spielt im Vergleich erst einmal eine untergeordnete Rolle - ist also eine Sache des Verstandes und somit etwas, das wir gelernt haben.

Auswahlzeit bestimmt Lebensmittelwahl

In der Untersuchung mit 28 hungrigen Probanden testeten Sullivan und ihr Team, wie lange der Entscheidungsprozess für einen gesunden oder ungesunden Snack im Einzelnen dauert. Grob zusammengefasst: Die Teilnehmer, die sich schneller entschieden, wählten häufiger das ungesunde Lebensmittel, während eine längere Bedenkzeit eher zum gesunden Snack führte.

Dabei gab es Probanden, die den Faktor "gesund" überhaupt nicht in ihren Entscheidungsprozess einbrachten, und andere, bei denen dieses Attribut bei der Bewertung der Lebensmittel immer eine Rolle spielte.

Erkenntnis über Entscheidungsprozesse

Sullivan erhofft sich von dem Experiment neue Erkenntnisse über Entscheidungsprozesse von Menschen - nicht nur im Bereich Ernährung. Diese Beobachtung könnte aber womöglich Anhaltspunkte liefern, zum Beispiel um ungesunde Lebensmittel noch anders auszuzeichnen:

Offenbar gibt es nicht wenige Menschen, die gar nicht über den gesundheitlichen Nutzen nachdenken können, sondern unmittelbar nach dem "Bauchgefühl" entscheiden.