Freiheit statt Einsperren: Neue Therapie für Demenzkranke

Von Nicole Freialdenhoven
5. August 2014

Bei fortgeschrittener Demenz sind die Betroffenen oft nicht mehr Herr ihrer eigenen Sinne. Sie entfernen sich aus ihrem Zimmer, schlagen lange Spaziergänge ein und irren schließlich desorientiert durch die Straßen, bis sie wieder aufgelesen werden.

Um dies zu verhindern, zielte die Betreuung von Demenzkranken häufig auf "Wegsperren" in geschlossenen Abteilungen ab. In Fürth wird nun jedoch ein anderer Weg gegangen: Im Fritz-Rupprecht-Heim wurde ein größeres Gelände eingezäunt, auf dem sich die Patienten frei bewegen können. Kleine Hilfsmittel sollen ihnen helfen, den Weg zu den zentralen Räumen wieder zu finden.

Helles Licht, beklebte Türen und ein Bus, der nie kommt

So wurden die Flure mit hellen Gangspuren ausgelegt und Zimmer wie die Wohnküche besonders hell ausgeleuchtet, da Demenzkranke vom Licht angezogen werden. Türen zu Abstellräumen sind dagegen mit den gleichen Tapeten beklebt wie die Wände, so dass sie den Patienten gar nicht auffallen.

Sollte doch einmal jemand aus der Eingangstür des Heims in die Freiheit treten, finden sie eine Bushaltestelle samt Fahrplan, Sitzbank und Telefonzelle. Dort warten die Ausgebüxten dann geduldig - auf einen Bus, der nie kommt.

Die bisherigen Resultate des Fritz-Rupprecht-Heims sprechen für sich: Da die Kranken nicht das Gefühl haben, eingesperrt zu sein, sind sie im Allgemeinen ruhiger und ausgeglichener. Sie leiden seltener unter Appetitlosigkeit und benötigen weniger Medikamente oder gar Fixierungen.