Geologen möchten unsere Gegenwart als Erdzeitalter "Anthropozän" bezeichnen

Was für die Festlegung eines neuen Erdzeitalter spricht und wie es um die Namensfindung steht

Von Cornelia Scherpe
1. September 2016

Der Mensch der Gegenwart hat einen ungeheuer großen Einfluss auf das Erscheinungsbild der Erde. Damit ist nicht nur die Menge an Menschen pro Quadratmeter gemeint, sondern auch Bauwerke und technische Eingriffe ins natürliche Geschehen.

Aus genau diesem Grund sind Geologen der Meinung, dass wir uns in einem neuen Erdzeitalter befinden und dieses einen Namen bekommen sollte. Eine passende Idee gibt es auch schon: Wir leben jetzt im Anthropozän.

Namensfindung für ein neues Erdzeitalter

Der Begriff setzt sich aus den griechischen Wörtern "ánthropos" und "kainós" zusammen, was übersetzt "Mensch" und "neu" bedeutet. Das Anthropozän ist demnach das Erdzeitalter, das vom Menschen neu gemacht wurde. Gemeint ist damit, dass der Mensch zum entscheidenden Einflussfaktor geworden ist und damit die Erde auf vielen Ebenen neu gestaltet. Dies betrifft

  1. die geologische Gestaltung,
  2. die biologische Vielfalt und
  3. die atmosphärischen Prozesse.

Was für die Festlegung eines neuen Erdzeitalter spricht, ist die Tatsache, dass viele Veränderungen nicht nur temporär sind, sondern den Planeten dauerhaft verändert haben und weiter verändern werden. Der Mensch hat der Erde einen Stempel aufgedrückt.

  • Durch Plastik, Beton und radioaktive Stoffe haben sich viele Bio-Kreisläufe gewandelt.
  • Die Tier- und Pflanzenwelt passt sich dem an, was zum Aussterben einiger und der Anpassung andere führt.
  • Auch der Klimawandel ist menschengemacht.

Startschuss durch Atombombentest

Was im Zuge der Definition eines neuen Erdzeitalters auch diskutiert wird, ist die Frage nach dem Beginn des Anthropozän. Soll man die Industrialisierung im 18. Jahrhundert heranziehen? Es gibt viele Stimmen, die den Startpunkt weiter in die Gegenwart schieben möchten und zwar auf ein spezielles Datum: den 16. Juli 1945.

An diesem Tag wurde der erste Atombombentest durchgeführt und die Nachwirkungen sind weltweit nachweisbar. In den Erdschichten kann man damit Referenzen unserer Zeit ablesen. Heutige Geologen bestimmen mit den Schichtanalysen die Erdzeitalter und daher ist die aktuellste Schicht ein neues Erdzeitalter.

Bis eine Entscheidung getroffen wird, leben wir derzeit übrigens im Holozän. Es begann vor rund 11.700 Jahren mit dem Ende der letzten Eiszeit. Jetzt das Anthropozän auszurufen, würde daher bedeuten, dass das Holozän mit nicht einmal ganz 12.000 Jahren Dauer sehr kurz ist.