Hat sich die Suchttherapie mit Gratis-Heroin gelohnt?

Zu starre Therapievoraussetzungen sorgen für eine geringe Anzahl an Therapierten

Von Cornelia Scherpe
18. Januar 2013

Inzwischen ist es vier Jahre her, dass der Deutsche Bundestag sich zu einem ungewöhnlichen Behandlungsmodell bereit erklärt hat. Damals wurde der Beschluss verabschiedet, dass Heroin-Süchtige immer wieder gratis etwas von ihrer Droge bekommen, wenn sie eine intensive und kontrollierte Suchttherapie beginnen. Die Therapeuten wollten so mehr Abhängige zu einer Therapie bewegen und den Entzug dabei langsam und verträglich gestalten. Nun ist es soweit, dass das Konzept einer ersten Überprüfung unterzogen wird. Hat es sich bewährt?

"Heroin auf Rezept" gilt nicht für jeden

Insgesamt gibt es sieben ambulante Einrichtungen in Deutschland, die das Modell anwenden dürfen und quasi "Heroin auf Rezept" vergeben. Bereits im Mai 2009 waren es genau diese sieben Einrichtungen. Eine weitere ist bisher nicht dazu gekommen. So kommt es, dass bisher auch nur etwa 400 Patienten in dieser speziellen Behandlung sind.

Schuld an der geringen Zahl der Therapierten ist allerdings nicht die schlechte Nachfrage. Die damals aufgestellten Regeln haben sich in der Praxis als zu starr herausgestellt.

So muss ein Mensch beispielsweise mindestens 23 sein und fünf Jahre in Abhängigkeit leben. Viele, die vorher Hilfe suchen, müssen aufgrund dieser Regelung abgewiesen werden. Ebenfalls nicht angenommen werden Süchtige, die nicht schon mindestens zwei herkömmliche Therapien zur Entwöhnung versucht haben.

Kritik am Mindestalter

Die DGS, die Deutsche Gesellschaft für Suchtmedizin, hält diese Regeln für zu eng und erbittet eine Überarbeitung. Rein aus medizinischer Sicht seien diese Regeln wenig sinnvoll. Allein das Mindestalter ist unsinnig, da viele Patienten bereits in sehr jungen Jahren in die Abhängigkeit geraten und eventuell schon mit 18 Jahren oder noch früher dringend Hilfe benötigen.