Hirntumor behandeln: Bekanntes Schmerzmittel lässt Krebszellen absterben
Kombination aus Methadon und Chemomedikamenten ermöglicht Zugang zu bösartigen Zellen
Das sogenannte Glioblastom ist der häufigste Tumor im Gehirn. Betroffene müssen sich meist einer Chemotherapie unterziehen, damit die Lebenszeit verlängert werden kann. Da die Therapie jedoch sehr aggressiv sein muss, leiden die Patienten unter starken Nebenwirkungen. Forscher haben daher nach Wegen gesucht, die Therapie verträglicher zu machen.
Krebszellen verfügen über Methadon-Andockstelle
In Ulm testete man dafür den Einsatz von Methadon, einem bereits bewährten Schmerzmittel. Dieses Mittel lag nahe, da die Krebszellen an ihrer Zelloberfläche Andockstellen für den Wirkstoff besitzen. Methadon kann daher über diese Rezeptoren mit den Tumorzellen in Kontakt treten. Dabei öffnen sich Kanäle ins Zellinnere und Medikamenten einer Chemotherapie werden auf diese Weise im sprichwörtlichen Sinne Tür und Tor geöffnet. Durch das Schmerzmittel kann ein Chemomedikament also deutlich effektiver wirken und man bräuchte geringere Dosierungen. Das würde den Patienten viele Nebenwirkungen ersparen.
Kombination von Wirkstoffen bewirkt Massensterben von Krebszellen
Im Labor nahmen die Forscher einige Krebszellen und setzte sie dem Methadon aus. Danach gab man einen Wirkstoff aus der Chemotherapie hinzu und beobachtete das Ergebnis. Dessen Durchschlagskraft überraschte dabei sogar die Wissenschaftler. Sie konnten beobachten, wie es zu einem Massensterben der bösartigen Zellen kam. Im Zuge dessen konnten sogar jene Tumorzellen abgetötet werden, sie sich bisher bei einer Chemotherapie als resistent erweisen. Aufgrund der immunen Krebszellen gilt ein Glioblastom bisher als unheilbar. Eventuell könnte sich dies ändern.
Schmerzmittel verstärkt Wirkung der Chemotherapie um 90 Prozent
Zumindest wurde im Versuch die Wirkung einer Chemotherapie durch das Schmerzmittel um 90 Prozent verstärkt. Ebenfalls abgetötet wurden Krebsstammzellen, die bisher auch bei erfolgreicher Chemotherapie oft wieder zu einem Rückfall der Patienten führen.
Nun soll in Studien getestet werden, ob sich dieser Erfolg auch jenseits des Labors bei Patienten erzielen lässt. Die Forscher sind guter Dinge und hoffen sogar, dass sich Methadon nicht nur gegen Hirntumoren einsetzen lässt, sondern auch gegen andere Krebsformen aktiv wird.
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