Individuelle Krebstherapie: Wirksamkeit von Medikamenten kann erstmals in Labor bestimmt werden

Die Züchtung von Krebszellen im Labor macht erstmals das Testen von Medikamenten in der Petrischale möglich

Von Cornelia Scherpe
17. November 2014

Bei diversen Infektionskrankheiten ist es bereits möglich: Forscher entnehmen dem Patienten einige Zellen und testen die Wirksamkeit von verfügbaren Medikamenten in der Petrischale. Bei Krebs ging dies bisher nicht.

Der Grund: Krebszellen ließen sich bislang zwar leicht entnehmen, jedoch nicht im Labor in eine brauchbare Zellkultur züchten. Dies hat ein neues Verfahren nun geändert. Indem die entnommenen Tumorzellen mit sogenannten "Feeder-Zellen" in einer Mischkultur angelegt werden, kann eine brauchbare Kultur entstehen.

Entnahme von Lungenkrebszellen

In einem ersten Versuch arbeitete man mit Patienten, die an Lungenkrebs erkrankt waren und nach einer erfolgreichen Therapie nun einen Rückfall erlitten hatten. Man entnahm via Biopsie einige Krebszellen und versuchte, für jeden Patienten eine Zellkultur im Labor anzulegen.

Zellkulturherstellung gelang bei 50 Prozent der Proben

In immerhin 50 Prozent der Fälle gelang dies auch. Nun konnte man für jeden Patienten individuell ermitteln, welche Behandlungsmethode bei ihm erfolgreich sein wird. Dafür testete man nicht nur 17 zugelassene Medikamente, sondern auch 59 Wirkstoffe, die sich derzeit noch in der Studienphase befinden.

Testen von Medikamenten ohne Nebenwirkungen möglich

Da man diese Substanzen nur in der Petrischale und nicht am Patienten selbst ausprobierte, musste man keine Nebenwirkungen fürchten. Es zeigte sich, dass die Effektivität der einzelnen Mittel sehr gut anhand der Zellkulturen getestet werden konnte.

Es wurden sogar Kombi-Therapien als erfolgreich identifiziert, die bei einer genetischen Analyse der Patienten nicht aufgefallen wären. Dies zeigt, wie viel genauer der neue Test ist.

Weitere klinische Studien sind geplant

Nun sind weitere klinische Studien geplant, um die Wirksamkeit des Tests bei großen Probandengruppen festzuhalten. Man muss ferner herausfinden, ob der Test bei anderen Krebsformen ebenso genau ist. Die Forscher sind jedoch zuversichtlich und hoffen auf eine neue Ära der personalisierten Krebstherapie.