Ist die Gebärmutter-Transplantation bald auch in Deutschland möglich?

Nach der Analyse einiger Erfolgsmeldungen, spricht sich die DGRM nun offen für das Verfahren aus

Von Cornelia Scherpe
22. Juli 2016

In der Gebärmutter (in der Medizin Uterus genannt) wächst nach der Befruchtung ein Kind heran. Für Frauen, deren Uterus zu klein oder durch Unfall/Krankheit nicht vorhanden ist, bleibt es bisher unmöglich, sich den Wunsch nach einem eigenen Kind zu erfüllen. Dies könnte sich jedoch in naher Zukunft ändern, denn in Deutschland wird nun darüber diskutiert, ob eine Gebärmutter-­Transplantation von Ärzten angeboten werden darf.

Die Rechtslage in Deutschland

Die erste gelungene OP dieser Art wurde 2014 in Schweden durchgeführt. Die Frau wurde mit dem gespendeten Uterus schwanger und brachte ein gesundes Kind zur Welt. Insgesamt sind 20 Operationen weltweit bekannt, bei denen die Gebärmutter-­Transplantation zum Erfüllen des Kinderwunsches führen konnte. In Deutschland allerdings ist der Eingriff bisher nicht erlaubt.

Die Deutsche Gesellschaft für Reproduktionsmedizin, kurz DGRM, hat zuletzt vor vier Jahren eine verbindliche Äußerung getroffen. Als zu riskant wurde der Eingriff bewertet. Nachdem jedoch die ersten Erfolgsmeldungen analysiert wurden, spricht sich die DGRM nun offen für das Verfahren aus. Es sei ethisch vertretbar, wenn eine Frau ohne oder mit zu kleinem Uterus auf diese Weise schwanger werden möchte.

Da die Eizellspende und eine Leihmutterschaft in Deutschland illegal sind, wäre die Gebärmutter-­Transplantation dann ein legaler Weg zur Schwangerschaft. Ärzte aus einem Klinikum in Erlangen haben jetzt den Antrag gestellt, eine solche Transplantation durchführen zu dürfen. Die Genehmigung oder Ablehnung wird für das Frühjahr 2017 erwartet und dürfte richtungsweisend sein.

Kein Eingriff ohne Risiken

Die Mediziner betonen aber bereits heute, dass ein solcher Eingriff mit größeren Risiken verbunden ist, sowohl für die lebende Spenderin und die Empfängerin als auch später für das Ungeborene. Die Operation an sich dürfte im Schnitt zwölf Stunden dauern und kostet rund 100.000 Euro. Wer diese Kosten trägt, ist bisher nicht klar.

Nach dem Eingriff muss die Patientin wie bei allen Transplantationen Immunsuppressiva nehmen. Daher wird bereits jetzt beraten, ob der Uterus nach Schwangerschaft und Stillzeit besser wieder entnommen wird, damit die Medikamente nicht ein Leben lang notwendig sind.