Kinder und ihr Essverhalten: Bereits in den Genen steckt, ob ein Kind wählerisch beim Essen ist

Warum manche Kleinkinder relativ unkompliziert beim Essen sind, während andere zu wählerischen Essern heranwachsen

Von Cornelia Scherpe
15. Dezember 2016

Bereits die Jüngsten haben eine eigene Persönlichkeit und viele Eltern können ein Lied von der Starrköpfigkeit ihrer Kinder singen. Während manche Kleinkinder relativ unkompliziert beim Essen sind, werden andere zu wählerischen Essern und lassen alles links liegen, was ihnen nicht gefällt. Eltern mit schwierigen Essern fragen sich dann, ob sie bereits so früh in der Erziehung etwas grundlegend falsch gemacht haben.

Ärzte geben jedoch Entwarnung: Tatsächlich steckt es bis zu einem gewissen Grad in den Genen, wie wählerisch ein Mensch beim Essen wird und die Auswirkung dieser Gene zeigt sich bereits im Kleinkindalter.

Veranlagung statt Erziehung

An der Londoner Universität haben die Wissenschaftler insgesamt 1.921 Familien begleitet. Alle hatten vor rund 16 Monaten Familienzuwachs bekommen und zwar jeweils Zwillinge. Die Eltern sollten genau aufschreiben, wann ihre Kinder ein Nahrungsmittel verweigerten und wann sie gern zugriffen. Es zeigte sich, dass auch innerhalb eines Zwillingspaares die Essgewohnheiten unterschiedlich waren.

Untersuchten die Forscher die Gene, konnten sie eine abweichende Genaktivität zwischen guten und schwierigen Essern feststellen. Damit sehen es die Forscher als bewiesen an, dass die Verhaltensweisen weniger mit der Erziehung und viel mehr mit der Veranlagung zu tun haben. Warum bei manchen Kindern das Essen vom Organismus kritischer betrachtet wird, ist noch unklar.

Kompromisse für schwierige Esser

Für alle Eltern dürfte die Studie ein Trost sein, dass sie keine pingeligen Esser erzogen haben. Dennoch sollten sie auf das Essverhalten ihres Nachwuchs reagieren. Älteren Kindern kann man beispielsweise eine Lieblingsspeise versprechen, wenn sie das Ungeliebte probieren. Kompromisse dieser Art führen dazu, dass auch schwierige Esser verschiedene Dinge zumindest ausprobieren und bei manchem doch auf den Geschmack kommen.

Gerade kleine Kinder zeigen gerne eine Essensverweigerung, wenn unbekannte Speisen auf den Plan kommen. Diese Entwicklungsphase kann man unabhängig von den Genen positiv beeinflussen, indem man das Kind zum Probieren animiert. Der positive Nebeneffekt: Es wird direkt der Grundstein für Offenheit in anderen (Sozial-)Bereichen gelegt.