Kinderärzte schlagen Alarm: Immer mehr Verhaltensauffälligkeiten beim Nachwuchs

Von Nicole Freialdenhoven
16. Juni 2014

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte in Bayern sieht die Entwicklung im sozialen Bereich mit großer Sorge. Mittlerweile haben sich Verhaltensstörungen auf Platz drei der Behandlungen nach Husten und Fieber in deutschen Praxen für Kinder und Jugendliche vorgeschoben: Sie machen über zehn Prozent aller Fälle aus.

Ursachen und Behandlung

Verantwortlich dafür ist nach Ansicht der Pädiater meist das soziale Umfeld und die familiäre Situation der Kinder, darunter die Zunahme der sogenannten Patchwork-Familien und der Alleinerziehenden.

Zu den Verhaltensauffälligkeiten werden u.a. Angst- und Aufmerksamkeitsstörungen gezählt, Bettnässen bis ins Grundschulalter und chronische Kopf- oder Bauchschmerzen.

Die Kinderärzte wollen nun eine ganzheitliche Behandlung für die betroffenen Kinder und ihre Eltern anbieten, die neben den körperlichen Problemen auch den psychischen Zustand und die soziale Situation umfasst. So sollen die Familien und auch Sozialarbeiter stärker mit einbezogen werden.

Besonders beunruhigend: Rund 44 Prozent der Ärzte, die regelmäßig mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, bewerten den Anteil der sozialen Probleme bei ihren Patienten als signifikant.

Neun Prozent gaben in einer Umfrage an, derartige Probleme sogar bei über der Hälfte der behandelten Minderjährigen zu sehen. Mehr als zwei Drittel der Mediziner sind jedoch auch der Ansicht, dass sie die Probleme nicht alleine lösen können.