Toleranz gegenüber psychisch Kranken hat in den letzten 20 Jahren sogar abgenommen

Von Heidi Albrecht
24. März 2014

Menschen, die unter einer psychischen Erkrankung leiden, rücken zunehmend in das gesellschaftliche Abseits. Die Toleranz gegenüber den Betroffenen habe in den letzten 20 Jahren sogar abgenommen.

Zwar wurde sehr viel Aufklärung betrieben und Öffentlichkeitsarbeit unternommen, jedoch blieb das gewünschte Ergebnis aus. Vielmehr werden psychisch Kranke darauf reduziert, unter einem Defekt im Gehirn zu leiden.

Der Privatdozent Georg Schomerus führte zu dieser gesamten Thematik im Jahr 2011 eine umfassende Befragung an 3.600 Teilnehmern durch. Das Ergebnis dieser Studie verglich er mit den Daten ähnlicher Interviews aus den Jahren 1990, 1993 und 2001.

Freundschaft mit Alkoholikern wird weitestgehend abgelehnt

Erschreckend sei vor allem die zunehmende Distanzierung gegenüber Alkoholikern. Demnach lehnen 30 Prozent der Befragten es ab, Tür an Tür mit einem Alkoholiker wohnen zu wollen. Sogar 60 Prozent lehnen es ab, mit einem alkoholkranken Menschen befreundet zu sein.

Die Ablehnung gegenüber Schizophrenen sei sogar fast um das Doppelte gestiegen. So lehnten 1990 noch rund 20 Prozent es ab, mit Schizophren zusammenzuarbeiten. Heute sind es aus der aktuellen Umfrage schon 53 Prozent. Lediglich der Umgang mit depressiven Menschen habe sich verbessert.

Generell müssen vermeidlich gesunde Menschen lernen, psychisch Kranke nicht ausschließlich und auf einen Defekt im Gehirn zu reduzieren. Die Aufklärung über diese Krankheiten habe ihr Ziel weit verfehlt. Vielmehr gilt es die direkte Konfrontation zu üben und das Miteinander wieder zu stärken.