Krankheit: Wenn gesunde Ernährung zum Wahn wird

Betroffene können kaum noch unbeschwert genießen und wählen ihre Nahrungsmittel nach strengsten Kriterien aus

Von Katharina Cichosch
27. Februar 2012

Tagtäglich liest man neue Ernährungstipps und Diätvorschläge, hört Warnungen und Horrormeldungen über krankmachende Lebensmittel und ungesunde Lebensweisen. In der Flut an Informationen ist es ganz schön kompliziert, überhaupt noch ohne schlechtes Gewissen zu essen. Im schlimmsten Fall kann der Wunsch nach einer gesunden Ernährungsweise dann in ihr genaues Gegenteil umschlagen - und den Betroffenen regelrecht krank machen.

Unbeschwerter Genuss unmöglich

Erstmals einen Namen erhielt die zugehörige Störung im Jahr 1997. Der US-amerikanische Arzt Steven Bratman erkannte, dass seine Gedanken ständig um gesunde Ernährung kreisten, die seinen Alltag inzwischen fest im Griff hatte. Orthorexie nannte er das Phänomen, welches einen zwanghaften Drang zur gesunden Ernährung beschreibt.

Betroffene können kaum noch unbeschwert genießen, wählen ihre Nahrungsmittel nach strengsten Kriterien aus, versagen sich ernährungsbedingte "Ausrutscher" und bestrafen sich anschließend noch mit einem schlechten Gewissen. An ein normales Sozialleben, gemeinsames Kochen mit Freunden oder Einladungen zum Dinner ist da kaum noch zu denken.

Anzeichen für Orthorexie

Spätestens an diesem Punkt aber sollten Betroffene innehalten und sich professionelle Hilfe suchen. Zwar ist die Orthorexie noch nicht offiziell als Störung anerkannt. Und auch die Diagnose ist nicht immer ganz einfach, schließlich kann sich eine krankhafte Beschäftigung mit Ernährung hinter zahlreichen Ernährungsmodellen von der Makrobiotik bis zur kohlenhydratfreien Lebensweise verstecken.

Dies kann, muss aber kein Anzeichen für Orthorexie sein. Trotzdem gibt es schon heute zahlreiche Psychologen, Psychiater und Psychotherapeuten, die im Bedarfsfall helfen können. Nach und nach versuchen sie, mittels Therapie den eigentlichen Ursachen für den zwanghaften Gesundheitswahn auf den Grund zu gehen und dem Betroffenen so zu einem entspannten Umgang mit dem täglichen Speiseplan zu verhelfen.