Magenkrebs bekämpfen: Botox-Injektion in den zentralen Magennerv bremst das Wachstum

Von Cornelia Scherpe
25. August 2014

Krebszellen benötigen wie alle Zellen Nährstoffe und vor allen Dingen Sauerstoff, damit sie am Leben bleiben können. Tumore bilden daher nicht nur die eigentlichen Krebszellen, sondern können auch Blutgefäße in den Dienst ihres bösartigen Wachstums stellen. Untersuchungen haben dabei vor einiger Zeit schon gezeigt, dass die Geschwüre nicht nur Blutgefäße nutzen, sondern oft auch eigene Nervenfasern ausgebildet haben.

Forscher aus den USA waren daher fest davon überzeugt, dass man Tumore in ihrer Entwicklung ausbremsen kann, wenn man diese Nerven angreift. Genau das versuchte man im Experiment mit Mäusen. Dafür nutzte man Mäuse, die an Magenkrebs litten und teilte sie in drei Gruppen.

Nervus vagus als Schlüssel

In der ersten Gruppe führte man auf einer Seite des Magens eine sogenannte "Vagotomie" durch. Diese Methode aus der Medizin wird genutzt, um Magengeschwüre zu entfernen. Dafür werden einige Äste des zentralen Magennervs durchtrennt. Dieser Nerv wird auch "Nervus vagus", oder "zehnter Hirnnerv" genannt. Die einseitige Vagotomie führte bei den Mäusen zu einer Verlangsamung des Tumorwachstums; jedoch nur auf dieser Seite.

Nun nutzte man in der zweiten Gruppe das bekannte Nervengift Botulinumtoxin. Das Botox wurde durch die Magenwand injiziert und hatte die gleiche Wirkung wie die Vagotomie. Der Tumor konnte in seinem Wachstum ausgebremst werden. In gleichzeitiger Kombination mit einer Chemotherapie konnte so der Magenkrebs besser als bisher in Schach gehalten werden.

Die Forscher haben ermittelt, dass sich die Überlebensrate bei den Tieren im Vergleich zu bisherigen Bemühungen um 35 Prozent steigert. Auf den Menschen übertragen, könnte man den Patienten damit wertvolle Zeit schenken.

Es gibt bereits Fälle von Menschen mit Magenkrebs, bei denen im Zuge einer operativen Entfernung auch eine Vagotomie durchgeführt worden war. Bei zwölf dieser 13 Patienten war es im Anschluss nur dort zu neuen Krebszellen gekommen, wo die Nerven nicht durchgetrennt gewesen waren.