Missbrauch von anabolen Steroiden kann selbst bei jungen Männern zum Hypogonadismus führen
Für gewöhnlich nehme der Testosteronspiegel bei etwa 40 Prozent der Männer vom 45. Geburtstag an ab. Ein Missbrauch von anabolen Steroiden könne aber schon deutlich früher zu einem Hypogonadismus führen.
Zu diesem Schluss seien zumindest Mitarbeiter der Urologieabteilung des Houstoner Bayler Colleges of Medicine gekommen, nachdem sie retrospektiv 95 Krankenakten von 95 Patienten, die zwischen 2005 und 2010 in ihrer Abteilung stationiert waren, analysiert hätten. Überraschendes Ergebnis der Analyse wäre gewesen, dass 43 Prozent der männlichen Patienten eigenen Angaben nach schon einmal Anabolika eingenommen hätten. Bei Patienten mit einem hypogonadotropen Hypogonadismus habe der Prozentsatz sogar bei 55 gelegen.
Zwecks Validierung ihrer Evaluation hätten die Forscher einen Fragebogen erarbeiten, den alle 382 Patienten, die derzeit am Baylor College wegen Hypogonadismus mit Testosteron behandelt werden respektive wurden, verschickt. Mehr als ein Fünftel der Befragten hätten tatsächlich einen Steroidkonsum, der im Schnitt mehre Monate anhielt, gestanden.
Als meistkonsumiertes Anabolikum habe sich Nandrolon, das von gut 75 Prozent durchschnittlich 14 Monate lang verwendet worden wäre, herauskristallisiert. Eine weitere Auffälligkeit, die die anonym ausgefüllten Fragebogen aufzeigt hätten, sei eine Korrelation zwischen dem Anabolikakonsum und dem Grad der Bildung und der Anzahl der Kinder gewesen.
Für die meisten Männer mit steroidbedingtem Hypogonadismus sähe das Forscherteam eigenem Bekunden nach gute Chancen, dass sich der Testosteronspiegel binnen ein bis zwei Jahren nach Absetzen der Steroide wieder auf sein ursprüngliches Niveau normalisiere. Allerdings sei es ebenfalls denkbar, dass sich zumindest einige nie wieder völlig erholen. Auf jeden Fall sei bei jungen Männern mit Hypogonadismus vor der Verschreibung von Testosteron ein Screening auf Steroidmissbrauch anzuraten.