Mit elektromagnetischen Feldern gegen Hirntumoren: Tumortherapiefelder verlängern die Lebenszeit
Das umstrittene Verfahren hat sich in einer neuen Studie als teilwirksam erwiesen
Patienten mit einem Hirntumor haben oft eine schlechte Prognose. Die operative Entfernung verbietet sich in vielen Fällen aufgrund der Lage und sowohl auf Bestrahlung als auch Chemotherapie sprechen viele Krebsgeschwüre im Gehirn nicht gut an.
Forscher suchen daher seit längerer Zeit nach Alternativen und haben vor wenigen Jahren herausgefunden, dass elektromagnetische Wechselfelder die Krebszellen beeinflussen können. Durch die Felder wird die Zellteilung behindert und damit das Krebswachstum ausgebremst.
Wirksamkeit von Tumorfeldertherapie angezweifelt
Seit 2011 ist das Verfahren, genannt "Tumortherapiefelder" (kurz TTFields), in den USA bereits erlaubt. Die Zulassung fußt auf einer ersten Probandenstudie, bei der die Überlebenszeit ohne Verschlechterung direkt
- von 26,1 Wochen
- auf 62,2 Wochen
verlängert wurde.
Früh gab es jedoch auch kritische Stimmen, die Zweifel an der Aussagekraft dieser Pilotstudie mit gerade einmal zehn Patienten hatten. Bestätigt sah man diese Kritik, als eine spätere Studie die Überlebenszeit ohne Verschlechterung nur
- von 2,1 Monate
- auf 2,2 Monate verbesserte
und auch das Gesamtüberleben nur von sechs auf 6,6 Monate stieg.
Neue Studie bestätigt Teilwirksamkeit der Tumorfeldertherapie
Nun liegen die aktuellsten Studienergebnisse mit 695 Patienten vor, die zumindest eine Teilwirksamkeit wieder bestätigen. Bei den Betroffenen wird nach einer Komplettrasur des Kopfes eine spezielle Kappe aufgesetzt, über die nun die elektromagnetischen Felder ins Gehirn gelangen. Das ist komplett schmerzfrei, denn die Patienten spüren nur eine harmlose Erwärmung der Haube.
Die Überlebenszeit verlängerte sich durch die Tumortherapiefelder im Vergleich zu einer Kontrollgruppe von vier Monaten auf 7,1 Monate. Das Gesamtüberleben stieg ebenfalls und lag statt bei 15,6 Monaten bei 20,5 Monaten.
Da die Therapie
- nicht mit Schmerzen einhergeht und
- bisher keinerlei Nebenwirkungen beobachtet werden konnten,
spricht laut vieler Ärzte nichts dagegen, die Behandlung zu versuchen. Die Patienten gewinnen im besten Fall an wertvoller Lebenszeit.
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