Mumienfund in Ungarn liefert neue Erkenntnisse über Tuberkulose

Wissenschaftler erforschen TBC-Erregerstamm in Körpern aus dem 18. und 19. Jahrhundert

Von Ingo Krüger
9. April 2015

Noch immer sterben jedes Jahr mehr als eine Million Menschen an Tuberkulose. Wie lange die Infektionskrankheit schon ihre Opfer fordert, zeigt ein Mumienfund in einer Dominikaner-Kirche in Vac nahe der ungarischen Hauptstadt Budapest. Wissenschaftlern gelang es jetzt, in den Körpern aus dem 18. und 19. Jahrhundert Erreger mehrerer Tuberkulose-Stämme nachzuweisen. Diese lassen sich alle auf einen Erregerstamm aus spätrömischer Zeit zurückführen.

Mumienfund in der Kirche

Handwerker hatten die Mumien 1994 bei Bauarbeiten in der Kirche zufällig entdeckt. In einem zugemauerten Raum befanden sich 26 Särge mit Leichen aus der Zeit zwischen 1731 und 1838. Weil in dem Raum extreme Trockenheit herrschte, verrotteten die menschlichen Überreste nicht, sondern wurden auf natürliche Weise mumifiziert.

Acht von ihnen waren einst an Tuberkulose erkrankt und fünf mit wenigstens zwei verschiedenen Genotyp-Varianten des Erregers infiziert. Einer der Toten trug sogar drei unterschiedliche Erregertypen in sich - heute findet sich bei Patienten gewöhnlich nur einer.

Erregerstamm aus spätrömischer Zeit

Für die Wissenschaftler sind die Mumien mit den TBC-Erregern deshalb von großer Bedeutung, weil auch heute noch mehr als eine Million Menschen nach einer Infektion mit dem Erregerstamm aus spätrömischer Zeit sterben - in Europa und auf dem amerikanischen Kontinent. In Asien finden sich mindestens sechs weitere Linien.