Phobien behandeln: verbesserte Konfrontationstherapie schützt vor Rückfällen

Forscher wollen durch eine langsamer abnehmende Expositionstherapie, Phobie-Patienten vor Rückfällen bewahren

Von Cornelia Scherpe
23. November 2015

Furcht ist eine normale Reaktion auf eine gefährliche Situation. Sie dient als gesundes Warnsystem, denn

  1. sie schärft die Aufmerksamkeit und
  2. bereitet den Körper auf einen schnellen Angriff, beziehungsweise eine schnelle Flucht vor.

Bei Menschen mit einer Phobie werden diese geistigen und körperlichen Reaktionen jedoch durch harmlose Dinge ausgelöst. Klassisches Beispiel einer solchen Angststörung ist die Panik beim Anblick von Spinnen; in der Psychologie "Arachnophobie" genannt.

Konfrontationstherapie mit Lerneffekt

Zur Therapie solcher Phobien wird meist die Konfrontationstherapie genutzt. Hier wird der Patient in einer sicheren Umgebung und unter der Anwesenheit eines Therapeuten mit dem Angstreiz vorsichtig in Kontakt gebracht. Bei der Arachnophobie

  • beginnt das oft mit Bildern am PC,
  • später mit einer sicher eingeschlossenen Spinne im selben Raum und
  • am Ende idealerweise mit Hautkontakt.

Diese auch als Expositionstherapie bezeichnete Methode soll den Lerneffekt haben, dass bei jedem Kontakt zum Angstobjekt gar nichts Schlimmes passiert. Der Patient lernt, dass die Spinne harmlos ist und das Angstgefühl dagegen wird ausgelöscht, was der Arzt als "Extinktion" bezeichnet.

Verbesserte Expositionstherapie gegen Rückfälle

Bisher endet eine Konfrontationstherapie immer abrupt. Ist die Extinktion erreicht, ist die Behandlung beendet und der Patient begegnet wieder allein im Alltag dem ehemaligen Angstauslöser. Doch genau das wird in der Praxis immer wieder zum Problem, denn bis zu 30 Prozent der Menschen erleiden einen Rückfall in die Phobie. Eine verbesserte Form der Expositionstherapie soll das ändern.

Deutsche Forscher haben im Versuch mit Freiwilligen herausgearbeitet, dass die Rückfallquote sinkt, wenn die Therapie nicht abrupt endet, sondern nach der erfolgreichen Extinktion langsam abnimmt. Hat ein Mensch seine Spinnenphobie überwunden, trifft der dennoch einige weitere Male in sicherer Umgebung und mit der Anwesenheit des Therapeuten auf die Tiere. Die Abstände der Begegnungen werden dabei langsam immer kleiner. Im Versuchsaufbau der Forscher bildete man zwei Gruppen, bei der

  1. die einen Probanden nach dem aktuellen Standard behandelt wurden und
  2. die übrigen Teilnehmer das langsame Ausschleichen der Konfrontationstherapie probierten.

Die Extinktion funktionierte wie erwartet in beiden Gruppen gleich gut, doch die Gefahr für spätere Rückfälle wurde deutlich kleiner, wenn die Therapie nicht abrupt endete.