"Reis-Theorie" erklärt kulturelle Ost-West-Unterschiede

Von Ingo Krüger
9. Mai 2014

Die unterschiedlichen Anbau-Methoden von Reis und Weizen könnten zu den Differenzen zwischen östlicher und westlicher Kultur beigetragen haben. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie US-amerikanischer Wissenschaftler.

Die sogenannte "Reis-Theorie" besagt, dass in Regionen, in denen Reis gepflanzt wird, der Kollektivismus dominiert. Wird dagegen Weizen angebaut, entstehen gesellschaftliche Strukturen, in denen der Individualismus vorherrscht.

Die Reiszucht benötigt allein wegen der aufwendigen Bewässerung viel Gemeinschaftsarbeit. Ganze Dörfer errichten die Kanäle. Die Reisernte können Familien nur mit gegenseitiger Hilfe einfahren. Ein Handeln, das Konflikte auslöst, ist kontraproduktiv und wird daher vermieden.

Weizenbauern sind dagegen nur auf Regen angewiesen und können sich vor allem um ihre eigenen Felder kümmern, ohne auf große Hilfe der Nachbarn angewiesen zu sein.

Anbau bestimmt Sozialverhalten

Für ihre Studie befragten die Forscher Studierende aus China. Dort wird im Süden eher Reis und im Norden mehr Weizen angepflanzt. Obgleich die Hochschüler selbst nie auf Feldern gearbeitet haben, wurde die jeweilige Kultur über Jahrtausende an sie weitergegeben.

Demnach sind Chinesen aus dem Süden trotz größeren Reichtums kollektivistisch veranlagt, während sich ihre Landsleute aus dem Norden individualistischer verhalten. Die Differenzen zwischen Nord- und Südchina spiegeln sich nach Ansicht der Wissenschaftler auch zwischen östlichen und westlichen Kulturen wider.