Schnellere Produktion von Impfstoffen bleibt umstritten: Missbrauch als Biowaffe steht im Raum

Das neue Vorgehen mit Hundezellen verspricht unendlich viele Zellkulturen zur Impfstoffproduktion

Von Cornelia Scherpe
4. September 2015

Einige Zeit arbeiteten US-Forscher an einem Projekt, das im Herbst 2014 vorzeitig beendet und auf Eis gelegt wurde. Es handelte sich dabei um den Versuch, die Produktion von Impfstoffen für die Medizin zu beschleunigen. Hätte das Projekt Erfolg gehabt, hätte man Wirkstoffe gegen diverse Krankheiten schneller herstellen können. In der Theorie ging man mindestens von einer Verdopplung bis hin zu einer Verzehnfachung der Produktion aus.

Für die Medizin wäre das ein großer Fortschritt gewesen. Die Idee wurde jedoch begraben, bevor es Ergebnisse gab. Der Grund ist die Angst vor einem Missbrauch der Forschung. Da man Erreger dazu bringen wollte, sich schneller zu vermehren, hätte man dieses Wissen nutzen können, um schneller effektive Biowaffen herzustellen.

Hundezellen statt Hühnereier

Jetzt hat man die Idee zumindest in öffentlichen Debatten wieder aufgegriffen. In medizinischen Zeitschriften wird beschrieben, wie sich die veränderten Erreger im Körper eines Wirtes in extrem hoher Zahl vermehren. Die hohe Anzahl braucht man zur Herstellung eines Impfstoffes.

Bisher nutzt man beispielsweise gegen die jährliche Grippe Hühnereier, die mit den Viren bestückt werden. Im Ei vermehren sich die Erreger, werden abgeschwächt oder abgetötet und dann als Impfstoff in den Patienten injiziert. Ein neueres Verfahren nutzt keine Eier mehr, sondern setzt auf Zellen von Säugetieren; genauer auf Hundezellen. In Deutschland ist diese Alternative seit 2007 erlaubt und wird in der Impfstofffabrik Marburg angewandt.

Vorteile des neuen Vorgehens

Das Vorgehen hat gleich mehrere Vorteile. Zum einen sind in den schlussendlichen Impfstoffen keine Hühnereiweiße mehr. Diese waren ein großes Problem für Allergiker. Außerdem ist man nicht mehr auf eine begrenzte Stückzahl von Hühnereiern angewiesen und hat theoretisch unendlich viele Zellkulturen, um unzählige Impfstoffe zu produzieren.

Die neuste Idee will aber noch einen Schritt weitergehen und die Viren selbst aktiver machen. Kombiniert mit der modernen Methode der Säugetierzellen entstünden wahre Turbo-Viren. Genau das bleibt umstritten.