Seelische Erkrankungen bei HIV - oft bleibt die Psyche unbehandelt

Angststörungen, Depressionen und Suchtverhalten bei HIV-Diagnose sind dringend behandlungsbedürftig

Von Cornelia Scherpe
28. November 2014

Wer sich mit dem HI-Virus infiziert, der ist zunächst geschockt. Der schnelle Gang zum Arzt und der sofortige Beginn einer Therapie ist wichtig, um die Infektion in Schach zu halten und möglichst den Ausbruch von Aids zu verhindern.

Zwar begeben sich viele Betroffene in diese Behandlung, doch dabei wird nur auf ihr körperliches Wohl geachtet. Seelische Verletzungen, die oft zu ernsten Störungen wie Depressionen führen können, werden dabei kaum beachtet. Das führt dazu, dass psychische Erkrankungen bei HIV oft vorkommen (das Risiko ist verdoppelt) und dennoch selten behandelt werden.

Seelische Belastungen finden wenig Beachtung

Viele HIV-Patienten erleben starke Ängste und benötigen eigentlich einen Psychologen, um über die Folgen ihrer Infektion sprechen zu können. Viele werden am Arbeitsplatz plötzlich diskriminiert und erleben Phasen der Isolation. Damit sich daraus keine Angststörungen und Depressionen entwickeln, wäre eine Therapie dringend notwendig.

Reaktives Suchtverhalten möglich

Kommt keine Hilfe, schränkt dies nicht nur die Lebensqualität der Patienten ein, sondern kann den Erfolg der antiviralen Therapie gefährden. Wer psychisch instabil wirdt, der neigt auch eher zu riskantem Verhalten.

Denkbar ist beispielsweise der Beginn eines Suchtverhaltens. Substanzen wie Alkohol und andere Drogen werden genutzt, was den Körper weiteren Schaden zuführt. Auch sexuelles Risikoverhalten kommt bei seelischen Erkrankungen öfter vor und kann damit zur Gefahr für bis dahin nicht-infizierte Geschlechtspartner werden.

Therapiebedarf ist oftmals schwierig zu erkennen

Ärzte haben oft jedoch Probleme, erste Anzeichen einer Störung zu erkennen. Klagen die Patienten über Appetitlosigkeit und Motivationstiefs kann das auch auf Nebenwirkungen der antiviralen Therapie zurückgehen. Zudem sprechen viele Betroffene ihre innersten Zweifel nicht direkt an.

Das sollten sie jedoch, denn nur dann kann der Arzt reagieren und sie an Stellen vermitteln, wo auch die Seele angemessen versorgt wird. Nicht immer sind dabei gleich Antidepressiva notwendig. Je eher man reagiert, desto eher kann eine alleinige Gesprächstherapie ausreichen.