Sollten Kinder ohne und mit Förderbedarf gemeinsam lernen? Studie befragt deutsche Eltern

Die elterlichen Erfahrungen entscheiden über Zustimmung oder Skepsis gegenüber inklusiver Schulen

Von Cornelia Scherpe
2. Juli 2015

Mit dem kleinen Wörtchen "Inklusion" wird etwas sehr Großes beschrieben: echte Zugehörigkeit. In Deutschland arbeitet man mit Hochdruck daran, inklusive Schulen zu gestalten; also Bildungseinrichtungen, in denen Kinder mit und ohne Behinderungen gemeinsam lernen. Dies geht auf einen Beschluss von 2009 zurück. Damals verpflichtete Deutschland sich dazu, gemeinsamen Unterricht für alle Kinder möglich zu machen.

Wie dieses Vorhaben bei deutschen Eltern ankommt, wollte eine Studie ganz genau wissen und befragte 4.321 Eltern, deren Kinder im schulpflichtigen Alter sind.

Elterliche Erfahrungen entscheidend

Das Ergebnis zeigt eines ganz deutlich: Haben Eltern persönliche Erfahrungen mit inklusiven Schulen gemacht, sprechen sie sich mehrheitlich für das Konzept aus. Skeptischer sind dagegen die, denen es an eigenen Erlebnissen mangelt. Geht das eigene Kind auf eine inklusive Schule, sind 68 Prozent der Eltern mit der dortigen Förderung zufrieden. 89 Prozent sehen die Lehrer als kompetent an. Die kindlichen Stärken werden gefördert und an Schwächen wird gearbeitet.

Diese Angaben stammten von einem Drittel der befragten Eltern, die übrigen zwei Drittel hatten ihr Kind nicht auf eine inklusive Schule geschickt und machten andere Angaben. Ganze 60 Prozent gaben an, dass Kinder mit Förderbedarf besser auf reine Sonderschulen gehen sollten. Die Betreuung sei da besser. 50 Prozent sagten auch klar aus, dass sie Sorgen haben, dass Kinder ohne Förderbedarf auf inklusiven Schulen in der Entwicklung ausgebremst werden.

Inklusion nicht ausgeschlossen

Eine radikale Ablehnung der Inklusion wurde aber nur selten ausgesprochen. Acht Prozent sind komplett dagegen, die große Mehrheit von 90 Prozent steht dem Konzept zumindest offen gegenüber. Es kommt auf die Umsetzung im Detail an, sagen 70 Prozent dieser Eltern.

Dabei wird auch unterschieden, zwischen Kindern mit Verhaltensproblemen und geistiger Behinderung und Kindern, die traumatische Erfahrungen und Lernschwierigkeiten haben. Mit der letzteren Gruppe sehen die Eltern eher einen Weg der Inklusion.