Spezielle Elektrotherapie kann im Gehirn unerwünschte Erinnerungen auslöschen

Von Cornelia Scherpe
14. Januar 2014

Die Hirnforschung steckt in vielerlei Hinsicht noch in den Kinderschuhen, doch diesen Schuhen entwächst sie mehr und mehr. Bis vor einigen Jahren war es reine Fiktion, dass man mit einer Elektrotherapie am Hirn ganze Erinnerungen löschen kann, doch nun ist man dieser Idee sehr nahe.

Elektrokonvulsionstherapie zur Therapie von Posttraumatischen Belastungsstörungen

Zwar lassen sich mit der sogenannten "Elektrokon­vulsionstherapie" die unerwünschten Erinnerungen noch nicht komplett austilgen, doch man kann viele Details verschwimmen lassen und somit das Erlebte nur noch undeutlich im Gehirn zurücklassen. Von dieser Therapieoption erhofft man sich, dass Menschen mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung auf diesem Wege von ihren quälenden Erinnerungen zumindest teilweise erlöst werden.

Die Therapie kann funktionieren, da man vom Gehirn bereits weiß, dass es Erinnerungen nicht permanent abspeichert, sondern bei jeder Erinnerung an die Ereignisse quasi neu schreibt. Wird ein Mensch an die Vergangenheit erinnert, gibt es also ein Zeitfenster im Gehirn, in der die alte Erinnerung abgerufen, möglicherweise verändert und dann neu abgespeichert wird. Dieses Zeitfenster nutzt die Elektrokon­vulsionstherapie. In einer Studie mit 42 Freiwilligen, konnte man das eindrucksvoll belegen.

Erste Studien können eindrucksvolle Ergebnisse liefern

Bevor die Behandlung mittels Elektrokon­vulsionstherapie begann, zeigte man allen Patienten in einem Vortrag zwei tragische Geschichten. Dabei ging es einmal um einen schweren Verkehrsunfall und einmal um ein Überfallopfer. Die Teilnehmer bekamen die Aufgabe, sich die Geschichten so gut es geht zu merken. Nach einer Pause wurde eine der Geschichten noch einmal kurz zusammengefasst und dann erfolgte bei einer Gruppe der Teilnehmer die Elektrokonvulsionstherapie unter Narkose.

Am Tag darauf wurden alle 42 Patienten zu einem Multiple-Choice-Test gebeten. In diesem sollten sie verschiedene Fragen zu den Geschichten beantworten, die teilweise stark ins Detail gingen. All jene, die eine Elektrokon­vulsionstherapie erhalten hatten, erinnerten sich an weniger Details von jener Geschichte, die kurz vor der Therapie noch einmal angesprochen worden war. Bei der anderen Geschichte war die Gedächtnisleistung in beiden Gruppen vergleichbar.