Sterberisiko durch einen Mangel an Vitamin D?

Von Cornelia Scherpe
30. Juli 2014

Eine aktuelle Studie über den Mangel an Vitamin D und dessen Auswirkung wird derzeit in der Medizinwelt recht kontrovers diskutiert. Die Analyse hatte ergeben, dass Menschen mit niedrigem Wert quasi mit einem Bein im Grab stehen. Doch ist das wirklich so?

Die Studie arbeitete mit rund 57.000 Probanden, die bereits zwischen 50 Jahren und 79 Jahren alt waren. Alle wurden für mindestens vier und maximal 16 Jahre regelmäßig untersucht. In diesem Zeitraum kam es zu circa 7.000 Todesfällen. Die Ursachen für das Versterben wurden erhoben und die Daten gemeinsam mit dem gemessenen Werten des Vitamin D verglichen. Auch Faktoren wie Geschlecht und Alter wurden berücksichtigt. Ergebnis war, dass Studienteilnehmer, die bereits bei der ersten Untersuchungen einen Mangel an Vitamin D gehabt hatten, ein um 57 Prozent größeres Sterberisiko besaßen.

Untersuchung des Zusammenhangs vom Vitamin D und Sterblichkeit

Doch bedeutet dies wirklich, dass Vitamin D einen so entscheidenden Einfluss auf die Lebenserwartung hat? Die Kritiker halten dem entgegen, dass die Gruppe der Studienteilnehmer bereits aus älteren Menschen bestand. Das Sterberisiko eines 79 Jahre alten Menschen, den man über bis zu 16 Jahre beobachtet, ist verständlicherweise erhöht. Sonst könnte man auch sagen, dass die Verwendung von Gehhilfen die Sterblichkeit erhöht, da viele Menschen einer Studie zu deren Beginn darauf angewiesen sind. Dem ist natürlich nicht so. Die Gehilfen haben keinen Einfluss auf die Sterblichkeit, sondern geben viel mehr an, dass die Person bereits eine fortgeschrittene Alterung hat.

Ähnlich wird es sich vermutlich auch mit dem Zusammenhang von Vitamin D und der Sterblichkeit in jener Studie verhalten. Durch weniger Mobilität sind viele Senioren nicht mehr aktiv im Freien unterwegs und erhalten folglich wenig UV-Licht. Vitamin D bildet sich jedoch vor allen Dingen durch Sonnenlicht, das auf die Haut fällt. Der Mangel zeigt demnach ähnlich wie eine Gehhilfe nur an, dass die Alterung schon fortgeschritten ist.