Studie mit Mäusen: Salz schlägt auf das Gehirn statt den Blutdruck

Anders als bislang angenommen, hat ein erhöhter Salzkonsum keinen Einfluss auf den Blutdruck

Von Cornelia Scherpe
30. Januar 2018

Speisen ohne Salz schmecken für die meisten Menschen zu fad. Tatsächlich dürfte für den Großteil aller Deutschen kaum ein Tag im Leben vergehen, an dem nicht Salz konsumiert wird. Kleine Mengen sind auch kein Problem, doch gefährlich wird es, wenn dem Körper zu viel angeboten wird. Der Blutdruck schießt in die Höhe und kann das Herz-Kreislauf-System überlasten. So lautete zumindest bislang die gängige Ansicht der Wissenschaft.

Salz stört indirekt die Gefäßfunktion im Gehirn

Eine aktuelle Studie wollte sich mit genau dieser Thematik beschäftigen und arbeitete dafür mit Versuchstieren. Die Forscher erwarteten, dass der Blutdruck durch zu viel Salz im Futter steigt, doch stattdessen beobachteten sie etwas anderes: die Verdauung des Salzes führte im Darm zu mehr Interleukin-17 und dieses wiederum störte die Gefäßfunktion. Dieser Einblick in die Abläufe bei der Verdauung von Salz war unerwartet.

Die Mäuse im Versuch hatten so viel Salz bekommen, wie es auf die Körpergröße umgerechnet etwa dem entspricht, was ein Mensch in Industriestaaten täglich zu sich nimmt. Nach nur wenigen Wochen zeigte sich, wie die Durchblutung der Tiere vor allem im Gehirn geringer wurde. Manche entwickelten sogar kognitive Störungen und zeigten Demenzanzeichen, wenn man ihnen vertraute Dinge in den Käfig gab, die sie dennoch beschnupperten als seien sie ihnen völlig fremd.

Kein Einfluss auf den Blutdruck

Die Forscher mussten jedoch verwundert feststellen, dass es nicht zu einem Bluthochdruck bei den Tieren gekommen war. Stattdessen war zu viel Interleukin-17 im Darm der Tiere. Verabreichte man ihnen einen IL-17-Antikörper, besserte sich die Durchblutung im Gehirn trotz Salz wieder.

Der entdeckte Zusammenhang zwischen Salz und Gefäßfunktion erklärt damit auch zum ersten Mal, warum vielen Menschen mit arterieller Hypertonie durch eine salzarme Ernährung nicht geholfen werden kann. Da gar nicht das Salz an ihrem chronischen Bluthochdruck schuld ist, reicht es auch nicht, an dieser Stellschraube zu drehen. Die Wissenschaftler hoffen, dass die neue Erkenntnis helfen kann, gezieltere Therapieansätze zu entwickeln.