Stumme Herzinfarkte: rund 80 Prozent verlaufen unbemerkt

Eine bedenkliche Menge an Herzinfarkten wird sogar in Routinetests mit EKG nicht festgestellt

Von Cornelia Scherpe
11. November 2015

Beim Stichwort Herzinfarkt denken die meisten Menschen an die klassischen Druckschmerzen in der Brust, die sich in den linken Arm hineinziehen. Tatsächlich aber macht sich längst nicht jeder Herzinfarkt auf diese Weise bemerkbar. Es gibt den sogenannten "stummen Infarkt", bei dem der Patient selbst (fast) keine Symptome bemerkt.

Das macht den stummen Infarkt so gefährlich

Diese Anfälle sind besonders gefährlich, da ohne Beschwerden auch kein Arzt aufgesucht wird. Der Herzmuskel wird aber auch beim stummen Infarkt beschädigt und damit steigt das Risiko auf einen frühen Herztod.

Eine aktuelle Studie aus den USA hat eine erschreckende Zahl veröffentlicht. Demnach sind rund 80 Prozent aller Herzinfarkte stumm und werden sogar in Routinetests mit EKG nicht festgestellt. Der Herzmuskel aber wird stellenweise mit Sauerstoff unterversorgt und es entstehen feine Narben im Gewebe. Eine Schwächung der Pumpleistung ist die Folge.

Studie zu unbemerkten Infarkten

Die Studie arbeitete mit 1.840 Freiwilligen, die zwischen 45 Jahren und 84 Jahren alt waren. Sie alle galten als gesund und hatten bislang keine Herzprobleme. Nach zehn Jahren untersuchte man alle erneut und nutzte dafür die CMR, die Magnetresonanztomographie. Es zeigte sich, dass 146 Herzen inzwischen kleine Narben zeigten. Das sind acht Prozent der Gesamtteilnehmer.

Als man nun die letzten zehn Jahre dieser Patienten rückblickend betrachtete, zeigte sich in dieser gesundheitlichen Vergangenheit nur bei 22 Prozent ein registrierter Herzinfarkt. Bei der großen Mehrheit von 78 Prozent war der Infarkt unbemerkt geblieben. Schaute man genauer ins Detail, waren es vor allen Männer, die einen stummen Herzinfarkt erlitten hatten. Ihr Risiko war um das 5-Fache erhöht. Das größte Risiko trugen dabei

  1. alle Übergewichtigen und
  2. die Raucher.

Risiko für einen Herztod

Die Studie legt nahe, was schon länger vermutet wird: Anhand des Narbengewebes im Herzen kann man einen Rückschluss auf das Risiko für einen Herztod ziehen. Bei rund 70 Prozent der Verstorbenen ohne klinische Vorgeschichte findet man bei Autopsien die Narben im Herzmuskel.