Therapie mit dem Hormon Östriol könnte Frauen mit multipler Sklerose helfen

Von Cornelia Scherpe
12. Mai 2014

Bisher ist Multiple Sklerose nicht heilbar, doch es gibt Medikamente, die den Verlauf der Krankheit abmildern können. MS verläuft in Schüben und bei jedem Schub greift das eigene Immunsystem die Nervenzellen an. Daher ist nach jedem Schub dieser Autoimmunerkrankung der Behinderungsgrad der Patienten schlimmer geworden. Ziel der Mediziner ist es derzeit, zum einen die Zahl der Schübe zu verkleinern und zum anderen die Intensität jedes Schubes zu verringern.

Patientinnen könnten eventuell von der Einnahme des Hormons Östriol profitieren. Diese Vermutung hat man bereits seit einiger Zeit, denn es handelt sich um ein weibliches Geschlechtshormon, das vor allen Dingen in der Schwangerschaft eine wichtige Rolle spielt. Bisher können Mediziner es zwar nicht eindeutig belegen, doch vermutlich bewirkt Östriol eine Veränderung des mütterlichen Immunsystems. Die Abwehrkräfte werden angewiesen den Fötus nicht als Fremdkörper zu sehen, sondern zu akzeptieren.

Hormon könnte vielleicht Verlauf der Krankheit mildern

Sollte wirklich Östriol die Aktivität des Immunsystems verändern, könnte man auch in der MS-Therapie auf diese Wirkung zurückgreifen. Da bei multipler Sklerose das Immunsystem gegen die eigenen Nervenzellen vorgeht, kann eine künstliche Einnahme des Hormons eventuell das Immunsystem besänftigen und damit den Verlauf der Krankheit abmildern.

Dies wollten Forscher nun in einer ersten Studie mit 164 Patientinnen belegen. Man bildete zwei Gruppen, wobei alle Frauen die Standardbehandlung erhielten. Die Hälfte erhielt jedoch zusätzlich Östriol und die übrigen ein Placebo.

Im ersten Studienjahr sank in der Östriol-Gruppe die Schubrate um 45 Prozent. Auch auf der MS-Kognitionsskala wurden sechs Prozent gut gemacht. Allerdings hatte sich das Verhältnis beider Gruppen nach zwei Jahren wieder angeglichen.

Dennoch blieb den Patientinnen unter Östriol ein Vorteil im EDSS-Wert. Dieser Wert gibt an, wie stark die Beeinträchtigungen des Zentralen Nervensystems sind. Je niedriger der Wert, desto gesünder ist das System. Dank Östriol war der EDSS-Wert um 0,3 Prozent gesunken, während er in der Placebogruppe gleich blieb.