TV-Werbung für ungesunde Lebensmittel: Kinder steigern danach ihren Konsum

In einem Feriencamp untersuchten Forscher den Einfluss von Werbung auf das Ernährungsverhalten der Kinder

Von Cornelia Scherpe
31. Juli 2018

Wer Filme oder Serien im TV ansieht, bekommt regelmäßig Werbeunterbrechungen gezeigt. Sitzen gerade Kinder vor dem Gerät und sehen Werbespots über zucker- und fett­reiche Lebensmittel hat das unmittelbare Konsequenzen für ihre Psyche. Zumindest kommt eine aktuelle Studie zum diesem Schluss.

Experiment im Feriencamp

Forscher aus Wollongong, Sydney und Liverpool führten in Feriencamps eine Untersuchung durch. Es nahmen 160 Kinder am Experiment teil und wurden vorab in Gruppen aufgeteilt:

  • Gruppe 1 sah täglich für zehn Minuten einen Kurzfilm, der von Werbung unterbrochen wurde. In den Spots sahen die Kinder ungesunde Lebensmittel wie Schokolade und Burger.
  • Auch Gruppe 2 sah diese Filme samt Werbung und wurde zusätzlich dazu angehalten, täglich ein Computerspiel mit vergleichbarer Werbung zu spielen.
  • Die Gruppe 3 sah wie die erste Gruppe nur TV, man zeigte ihr aber Spots für andere Produkte fernab der Lebensmittelbranche.
  • Gruppe 4 kombinierte wieder Fernsehen mit Computerspiele, aber ebenfalls mit Non-Food-Werbung.

Die Betreuer im Ferienlager schrieben dann genau auf, welche Dinge die Kinder zu den Hauptmahlzeiten sowie als Snacks konsumierten.

Werbung weckt den Appetit

Das Ergebnis: Mit täglicher Werbung für Ungesundes stieg die Kalorienaufnahme im Schnitt um 46 Kalorien. Am empfänglichsten für die Lebensmittelwerbung waren dabei Kinder, die bereits übergewichtig waren. Nahm man sie als Teilgruppe, stieg der tägliche Konsum sogar um 95 Kalorien.

Interessant war, dass die Lust auf Essen offenbar allgemein steigt, auch wenn die beworbenen Produkte gar nicht zur Verfügung stehen. Die Kinder hatten Werbung von Dingen gesehen, die es im Ferienlager nicht gab, aber sie aßen dennoch mehr. Offenbar hatten die Spots schlicht ihren Appetit geweckt.

In einer anderen Studie mit Vorschulkindern zeigte sich ein ähnlicher Effekt. Als in den USA 60 Kinder mit TV-Werbung konfrontiert wurden und danach den beworbenen Snack essen durften, griffen sie mehr zu als Gleichaltrige ohne diesen Werbeeinfluss. Die aufgenommene Kalorienmenge stieg um 30 Prozent.

Für viele Kinderärzte und Ernährungsforscher steht fest, dass Werbung gefährlich für Heranwachsende ist. Da in Deutschland bereits 15,4 Prozent der Kinder zu dick sind und 5,9 Prozent bereits an Adipositas leiden, sollte ihrer Meinung nach an dieser Stelle reguliert werden.