Ungeahnte Wirkung: Ein Sodbrennen-Mittel hilft gegen Tuberkulose

Wie Forscher nun herausgefunden haben, kann der Magensäure-Blocker Lansoprazol auch gegen Tuberkulose eingesetzt werden

Von Cornelia Scherpe
13. Juli 2015

Magenschützer gegen Sodbrennen sollen die überschüssige Magensäure beseitigen und so für Ruhe sorgen. Oft kommen dabei die sogenannten Protonenpumpenhemmer zum Einsatz. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von Wirkstoffen, die sich gezielt gegen das übermäßige Vorhandensein der Magensäure richten.

Einer dieser Stoffe ist Lansoprazol. Eine aktuelle Studie hat nun herausgefunden, dass dieser Magenschutz noch viel mehr kann: Er kommt als Antibiotikum gegen Tuberkulose infrage.

Die Suche nach neuen Tuberkulose-Antibiotika

Immer mehr Bakterien entwickeln Resistenzen und leider trifft dies auch auf die Tuberkulose-Bakterien zu. Viele Antibiotika sind heute bereits nicht mehr wirksam gegen diese Erreger.

Alternativen müssen jedoch gesucht werden, denn Tuberkulose ist noch immer weltweit eine Gefahr. Jährlich treten neun Millionen neue Infektionen auf und circa 1,5 Millionen Patienten sterben an den Folgen.

Da es im Schnitt jedoch zehn Jahre dauert, bis ein komplett neues Medikament erforscht und erprobt ist, sind Wissenschaftler einen anderen Weg gegangen. Sie suchten nach bereits etablierten Medikamenten, von denen man nur noch nicht weiß, dass sie gegen Tuberkulose wirksam sind. Dafür führten die Forscher ein breites Screeningprogramm durch und wurden bei dem Magenschützer Lansoprazol tatsächlich fündig.

Lansoprazol kann nur unter bestimmten Bedingungen zum Antibiotikum werden

Kommt der Wirkstoff bei den Bakterien an, hemmt er dort ein bestimmtes Enzym. Für das Tuberkulose-Bakterium ist die Aktivität dieses Enzyms aber lebensnotwendig. Die Erreger benötigen es, um Energie zu gewinnen. Ohne das Enzym stirbt das Bakterium daher ab.

Lansoprazol kann diese Wirkung allerdings nur entwickeln, wenn es zuvor in einer gesunden Körperzelle war. Eine menschliche Zelle nimmt den Wirkstoff und verändert ihn im Zuge der eigenen Stoffwechselprozesse.

Es entsteht ein Lansoprazol-Metabolit, der nun beim Kontakt mit Tuberkulose-Bakterien seine Wirkung entfaltet. Aus diesem Grund kann Lansoprazol nur zum Antibiotikum werden, wenn die Tuberkulose-Erreger bereits in Lungenzellen oder innerhalb der Immunzellen angekommen sind.