Wann Schuldgefühle krank machen
Wenn Schuldgefühle zu Depressionen und Schockstarre führen, ist professionelle Hilfe gefragt
Schuldgefühle sind eine sehr menschliche Empfindung und haben durchaus ihre Berechtigung. Sie stellen sich dann ein, wenn man jemanden belogen hat, wenn man sich selbst Fehler eingestehen muss, oder eine wichtige Chance aus Faulheit etc. ungenutzt hat verstreichen lassen.
Alle Gewissensbisse dieser Art haben aus sozialer Sicht ihren Sinn. Der Mensch als Gruppenwesen erlernt Schuldgefühle als Teil seiner sozialen Persönlichkeit. Auf diese Weise hält er sich bei ähnlichen Situationen in der Zukunft mit größerer Wahrscheinlichkeit an die Regeln und Konventionen.
Selbstbestrafung und Schockstarre
Das gesunde Maß an Schuldgefühlen ist jedoch dann überschritten, wenn man sich wochen- oder monatelang mit den Schuldgefühlen selbst bestraft. Statt die Lektion anzunehmen und künftig einfach besser zu handeln, verfallen manche in eine Art soziale Schockstarre, ziehen sich vermehrt zurück und bekommen Depressionen.
Schuldgefühle können außerdem immer dann krank machen, wenn man sich selbst zu unrecht die Schuld an etwas gibt. So empfinden beispielsweise Kinder ungerechtfertigte Schuldgefühle, wenn die Eltern sich trennen, oder aber Überlebende eines Unfalls machen sich Selbstvorwürfe, wenn andere in der Situation gestorben sind.
Hilfe durch Gespräche
In solchen Fällen sind Schuldgefühle kein echtes Bedauern einer eigenen Schuld, sondern die Reaktion auf die Ohnmacht eines schlimmen Ereignisses gegenüber. Man hat erlebt, dass die eigene Kraft nicht genug war, um anderen zu helfen und gibt sich daher die Schuld.
Eine solche seelische Belastung kann schnell zu einer Störung umschlagen, weshalb Betroffene hier in jedem Fall psychologische Hilfe erfahren sollten. Die beste Hilfe besteht immer im offenen Gespräch.
Die Schuldgefühle auf den Punkt zu bringen und im Idealfall mit dem Menschen zu reden, den sie betreffen, ist die beste Möglichkeit, langfristige psychische Erkrankungen zu vermeiden. Eltern sollte bei Kindern, die selten von sich aus mit Schuldgefühlen zum Arzt gehen, auf Warnsignale achten und diese ernst nehmen.