Wenn Lebensmittel auf den Boden fallen: Wie schmutzig werden sie wirklich?

Für eine Verschmutzung sind die Oberfläche und die Art des Lebensmittels ausschlaggebender als der Zeitraum

Von Cornelia Scherpe
8. Dezember 2016

Bei Hektik oder in einem Moment der Unaufmerksamkeit ist es schnell geschehen: Brot, Apfel, Schokolade und co. fallen zu Boden. Darf man die Lebensmittel wieder aufheben und dennoch essen? In den USA halten sich viele Verbraucher an die "5-Sekunden-Regel". Die besagt, dass man jedes Lebensmittel noch essen kann, wenn es nicht länger als fünf Sekunden auf dem Boden lag. Doch macht das Sinn?

Tatsächlich ist die "5-Sekunden-Regel" aus wissenschaftlicher Sicht nicht haltbar. Vorhandener Schmutz wird sich im Moment der Berührung übertragen. Wichtiger als der Zeitraum ist der Zustand des Bodens und die Art des Lebensmittels. Wie stark die Verschmutzung wann ausfällt, hat eine Studie mit 2.560 absichtlich fallengelassenen Lebensmitteln getestet.

Was taugt die "5-Sekunden-Regel"?

Die Forscher nahmen zwei Testflüssigkeiten, in denen sich Darmbakterien in vorab definierter Menge befanden. Eine Flüssigkeit war stärker als die andere belastet. Nun schüttete man die Flüssigkeiten auf vier Oberflächen:

  1. Küchenfliesen,
  2. Holzboden,
  3. Edelstahl und
  4. Teppich.

Nach fünf Stunden Zeit zum Eintrocknen nahm man verschiedene Lebensmittel und ließ sie aus 12,5 Zentimetern Höhe fallen. Benutzt wurden:

  • einmal Brot mit Butter,
  • einmal eine trockene Scheibe Brot,
  • ein Stück Melone und
  • ein Fruchtgummi zum Naschen.

Alle Lebensmittel wurden zeitgleich wieder aufgehoben und zwar in einem Durchlauf nach fünf, einem weiteren nach 30 und im letzten nach 300 Sekunden. Anschließend wurde die Keimbelastung aller Proben im Labor untersucht.

Ergebnisse der Studie

Das Ergebnis: Alle Faktoren hatten einen Einfluss auf den Grad der Verschmutzung, nicht nur die Kontaktdauer. Die Flüssigkeit mit höherer Bakterienbelastung verunreinigte die Lebensmittel am stärksten. Am aufnahmefähigsten für den Schmutz waren dabei die Lebensmittel, die eine hohe Feuchtigkeit besaßen. Melone war also anfälliger als Brot und das Butterbrot etwas anfälliger als eine trockene Scheibe oder das Fruchtgummi. Da Bakterien sich nur mittels Feuchtigkeit bewegen können, war dieses Ergebnis zu erwarten gewesen.

Je länger die Bakterien für ihre Wanderung vom Boden zum Lebensmittel Zeit haben, desto höher ist die Übertragungsrate. Die "5-Sekunden-Regel" ist dennoch zu einfach gedacht, da bereits eine Sekunde für die erste Übertragung reichen kann. Beim Faktor Untergrund waren Fliesen und Edelstahl mit einem höheren Risiko als Teppich verbunden. Bei Holz schwankten die Werte zu stark für eine eindeutige Aussage.