Zu viel falsche Angst, zu wenig angemessene Vorsicht: Der moderne Mensch schätzt Risiken falsch ein

Von Cornelia Scherpe
22. Juli 2014

Der moderne Mensch kennt viele Krankheiten, fürchtet sich vor Zusatzstoffen in seinen Lebensmitteln, bekommt bei Meldungen über Gentechnik und Gefahren aus dem Netz regelrecht Panik. Viele Psychologen sind der Meinung, dass wir uns völlig zu unrecht so vielen Ängsten hingeben.

Moderne Informationsbeschaffung und Veranlagung als Ursache

Fakt ist, dass der Homo sapiens dieser Zeit so sicher wie nie zuvor lebt. Wurden wir früher keine 40 Jahre alt, erreichen heute immer mehr die Altersmarke 100. Doch woher kommen die vielen Ängste? Dies hat zum einen etwas mit der Menge an Informationen zu tun, die dem Menschen heute zur Verfügung stehen und kann viele unnötige Ängste schüren, die dann beim Einzelnen nie Realität werden. Ein Kopfschmerz kann auf einen Tumor hindeuten, er kann aber auch einfach nur anzeigen, dass man zu wenig getrunken hat.

Zum anderen steht uns bei der Risikobewertung aber auch unsere Veranlagung im Weg. Der frühere Mensch hat das Risiko stets nach der aktuellen Situation bewertet. Ein großes Tier vor dem Höhleneingang war ganz klar ein Grund zur Panik. Dieses Bewertungssystem tragen wir noch immer in uns. Der moderne Mensch wird jedoch eher mit zeitlich entfernten Risiken konfrontiert. Die befürchtete Krankheit ist nur eine Möglichkeit in der Ferne. Der Instinkt reagiert allerdings noch immer wie früher. Die Angst kommt sofort und macht zwischen realer Bedrohung und möglicher Gefahr keinen Unterschied.

Der moderne Mensch hat keine Angst vor abstrakten Gefahren

Paradoxerweise hat der moderne Mensch aber zugleich auch zu wenig angemessene Angst. Er fürchtet sich nämlich wie seine frühen Vorfahren nur vor den (scheinbar) greifbaren Dingen. Abstrakte Sachverhalte wie die Klimaerwärmung sprechen den Steinzeitmenschen in uns nicht an. Dabei sind es genau diese Faktoren, die eine echte Gefahr darstellen.