Angst ist vererblich - Traumatische Erfahrung verändert die Gene über Generationen

Von Dörte Rösler
5. Dezember 2013

Angst ist ein mächtiges Gefühl. Es prägt nicht nur das Verhalten von Lebewesen, sondern auch ihre Gene. Wie tief die biologische Verankerung von Erfahrungen reicht, konnten Wissenschaftler an Mäusen nachweisen: negative Erlebnisse von Großeltern wirken sich noch auf die Nervenstruktur ihrer Enkel aus.

Im Experiment mussten die Nager durch Elektroschocks lernen, dass der Geruch von Kirschblüten mit Schmerzen verbunden ist. Nach einer Weile zuckten die Tiere bereits zusammen, sobald ihnen der Duft von Acetophenon in die Nase stieg - auch ohne zusätzlichen Elektroschock. Diese Angst vererbten sie an ihre Kinder: diese zuckten ebenfalls bei mandelartigen Gerüchen zusammen, obwohl sie niemals schmerzhafte Erlebnisse damit hatten.

Vererbt bis in die Enkelgeneration

Das Erstaunliche: Die Furcht vor Kirschblütenduft setzte sich bis in die Enkelgeneration fort. Das gelernte Zittern trat außerdem bei in-vitro-Befruchtung und Überkreuz-Züchtung auf, so dass die Forscher von einer biologischen Verankerung ausgehen. In der Hirnregion, die für den Geruchssinn zuständig ist, fanden sie bei allen Mäusen signifikante neuroanatomische Veränderungen. Und damit nicht genug: bei Genanalysen stellte sich heraus, dass auch das Gen zur Erkennung von Düften eine veränderte Regulationsstruktur aufwies.