Checkpoint-Inhibitoren gegen Krebs: Darmbakterien beeinflussen die Wirkung maßgeblich

Forscher haben herausgefunden, dass zwei Darmbakterien für die Wirkung von Checkpoint-Inhibitoren entscheidend sind

Von Cornelia Scherpe
16. November 2015

Sie gehören zu den jüngsten Errungenschaften der Krebsbekämpfung: Checkpoint-Inhi­bitoren. Diese Stoffe wirken direkt auf die T-Lymphozyten des Immunsystems ein und lösen in den Abwehrkräften quasi die Handbremse. Die Medikamente machen damit etwas rückgängig, was Krebszellen verursacht haben.

Tumorzellen sind nämlich in der Lage, die Immunkontrollpunkte (Checkpoints) zu beeinflussen. Das bremst die Immunreaktion und die Krebszellen stoßen auf weniger Widerstand. Indem die Checkpoint-Inhi­bitoren die Immunkontrollpunkte hemmen, wirkt der Einfluss der Krebszellen nicht mehr und die Immunzellen greifen ungebremst an.

Bei welchen Patienten die neuen Wirkstoffe helfen, können Ärzte nicht vorhersagen. Manche Patienten reagieren deutlich besser als andere, die einen entwickeln als Nebenwirkung eine schwere Kolitis (chronische Darmentzündungen), andere nicht. Forscher sind dem auf die Spur gegangen und haben eine überraschende Entdeckung gemacht: Von zentraler Bedeutung für die Wirkung sind die Darmbakterien.

Die Darmbakterien B. thetaiotaomicron und B. fragilis sind entscheidend

Französische Wissenschaftler arbeiteten mit Mäusen mit Krebs. Bei den Tieren war durch die Vergabe von Antibiotika die komplette Darmflora zerstört worden. Es gab also keine Darmbakterien mehr.

Als man nun den Wirkstoff Ipilimumab verabreichte, blieb eine Kolitis komplett aus. Allerdings schwächte sich auch die Wirkung des Krebsmedikaments extrem ab.

Man experimentierte nun, welche Darmbakterien wichtig sind, damit die Therapie wieder greift. Es zeigte sich, dass die Bakterien B. thetaiotaomicron und B. fragilis dazu führen, dass der Krebs mit Ipilimumab zurückgedrängt werden konnte.

Mäuse bekamen Stuhltransplantation

Die Wirkung erzielte nicht nur das gezielte Bakterienfüttern der Tiere, sondern auch eine Stuhltransplantation. Dafür bekamen die Tiere den Stuhl von Menschen, die ebenfalls mit Ipilimumab versorgt wurden. Die Forscher schließen aus diesen Beobachtungen, dass die Darmbakterien entscheidend sind, damit die T-Zellen mit gelöster Immunbremse auch wirklich aktiv werden.

Eine ähnliche Studie aus den USA kommt ebenfalls zu diesem Schluss. Hier zeigte sich zudem, dass Tiere mit guten Darmbakterien diese Voraussetzung auf andere Mäuse übertragen, wenn alle in einem Käfig leben.

Fragen für die weitere Forschung

Weitere Studien sollen klären, ob man bei Krebspatienten durch Stuhltests vor der Therapie eine zuverlässige Prognose zum Behandlungserfolg erstellen kann. Außerdem steht die Frage im Raum, ob man bei Erkrankten durch eine Stuhltransplantation oder gezielte Probiotika-Vergabe die Erfolgschancen erhöhen kann.