Chronisches Erschöpfungssyndrom: Forscher finden organische Ursache

Eine Amerikanische Studie deckt Immunsignatur des chronischen Erschöpfungssyndroms auf

Von Cornelia Scherpe
5. März 2015

Wer am chronischen Erschöpfungssyndrom leidet, verspürt über den Tag hinweg eine bleierne Müdigkeit, die den Alltag schwierig macht und so Lebensqualität raubt. Gleichzeitig finden Betroffene keinen erholsamen Nachtschlaf und leiden an Konzentrationsstörungen und weiteren kognitiven Einschränkungen.

Reine Überempfindlichkeit?

Doch das chronische Erschöpfungssyndrom ist für Betroffene nicht nur aufgrund der Symptome eine Qual, sondern auch aufgrund der Stigmatisierung. Da für das Syndrom lange Zeit keine organische Ursache nachgewiesen werden konnte, wurden die Patienten von der Familie, Freunden und Bekannten oft belächelt.

Sogar manche Ärzte glaubten nicht an das chronische Erschöpfungssyndrom und stempelten Patienten als überempfindlich ab. Dies könnte sich nun endlich ändern, denn Forschern gelang zum ersten Mal der Nachweis für eine biologische Grundlage des Leidens.

Studie und ihre Ergebnisse

In den USA arbeitete man mit den Blutproben von 298 Patienten und 348 gesunden Kontrollpersonen. Bei immerhin 52 der 298 Betroffenen fand sich im Blut eine auffällige Immunsignatur. Die Patienten hatten vor allen Dingen zu viel Interferon gamma in sich.

Interferon gamma entsteht im Körper dann vermehrt, wenn eine Virusinfektion im Organismus gewütet hat. Normalerweise nimmt die Konzentration nach der Genesung zusammen mit der gefühlten Erschöpfung wieder ab. Bei den Probanden blieb der Wert jedoch chronisch erhöht.

Epstein-Barr-Virus

Aufgrund dieses Fundes lässt sich zum ersten Mal erklären, warum viele Menschen nach einer Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus das chronische Erschöpfungssyndrom entwickelten. Interessant war dabei, dass die Werte dann besonders hoch waren, wenn die Entstehung des Erschöpfungssyndroms maximal drei Jahre zurücklag. Wer bereits länger daran litt, dessen Interferon gamma war zwar noch immer höher als in der Kontrollgruppe, aber offenbar nicht mehr auf seinem Höchstwert.

Kritiker der Studie sehen den Beweis noch nicht als stichhaltig. Es seien zu wenig Probanden mit der Immunsignatur gefunden wurden. Demnach ist noch nicht auszuschließen, ob es sich nicht doch um einen Zufall handelt.