Darmflora bei Neugeborenen: Risiko auf eine Allergie ist im Stuhl ablesbar

Laboruntersuchungen zeigen eine tragende Rolle der Zusammensetzung der Fäkalflüssigkeit für spätere Allergien

Von Cornelia Scherpe
22. September 2016

Im Mutterleib ist ein Ungeborenes gut geschützt. Der Darm ist noch völlig frei von allen Keimen und entwickelt erst in den ersten Wochen nach der Geburt seine eigene Darmflora. Wie diese am Ende aufgebaut ist, spielt eine entscheidende Rolle für das kindliche Allergierisiko. Das belegt einmal mehr eine Studie aus den USA.

Kann zu viel Hygiene schaden?

Jeder Mensch hat eine individuelle Darmflora mit Bakterien und Pilzen. Diese Mikroorganismen siedeln sich nach der Geburt an und kommunizieren mit dem noch jungen Immunsystem. Die Abwehrkräfte lernen, welche Organismen gut tun und daher toleriert werden und worauf sie mit Abwehrreaktionen reagieren müssen.

Da bei einer Allergie das Immunsystem überreagiert und eigentlich harmlose Dinge zum Allergieauslöser macht, besteht seit Jahren die Vermutung, dass zu viel Hygiene im Kindesalter zu einem höheren Allergierisiko führt. Auch die aktuelle US-Studie sieht dies so.

Die Forscher durften von 298 Säuglingen mehrere Stuhlproben analysieren. Die Kinder waren vier Wochen alt, als die erste Proben entnommen und eingefroren wurde. Danach entnahm man jeden Monat bis zum alter von elf Monaten eine Probe. Die Kinder wurden außerdem bis zum vierten Lebensjahr regelmäßig untersucht, um eine Allergie frühzeitig festzustellen.

Danach taute man die Stuhlproben auf und sah sich die Zusammensetzung der Mikroorganismen an. Tatsächlich bestand ein Zusammenhang zwischen dem Allergierisiko und der Zusammensetzung der Stuhlproben.

Stuhlproben geben Aufschluss über Allergierisiko

Bereits die Stuhlproben, die vier Wochen nach der Geburt entnommen worden waren, zeigten deutliche Unterschiede. Waren viele Pilze der Gruppen

  • "Candida" und
  • "Rhodotorula"

im Stuhl und dafür wenige "gute" Bakterienstämme, entwickelten die Kinder später viel häufiger eine Allergie. Von elf Säuglingen mit der ungünstigen Zusammensetzung bekamen sechs Kinder eine Allergie. Das Risiko war damit um das 3-Fache größer als bei den anderen Kleinkindern.

In Laboruntersuchungen zeigte sich, dass die Zusammensetzung der Fäkalflüssigkeit eine tragende Rolle für spätere Allergien hat. Kommen viele kurzkettige 12,13-DIHOME-Fettsäuren vor, kommt es viel schneller zu einem Anstieg der T-Helferzellen und es wird mehr Interleukin 4 freigesetzt. Das bedeutet eine starke Immunreaktion.