Diabetes: Sulfonylharnstoffe bei gleichzeitiger Insulin-Vergabe gefährlich

Durch den leichtfertigen Umgang mit Sulfonylharnstoffen kann sich das Sterberisiko drastisch erhöhen

Von Cornelia Scherpe
14. Januar 2015

Sulfonylharnstoffe gehören zu den Medikamenten, die man Patienten mit Diabetes verschreiben kann. Die Wirkstoffe regen die Bauchspeicheldrüse dazu an, mehr vom Hormon Insulin in den Körper abzugeben. Auf diese Weise sinkt der Blutzuckerspiegel.

Leichtfertiges Verschreiben

Diese Wirkstoffe sind seit langem auf dem Markt etabliert, sollten aber nur dann verschrieben werden, wenn das Mittel der ersten Wahl, "Metformin", nicht vertragen wird. Verschreibt der Arzt die Sulfonylharnstoffe, dann sollte der Patient laut der Leitlinie nicht zusätzlich Insulin bekommen.

In der Praxis wird das jedoch oft anders gehandhabt. Eine aktuelle Studie aus Dänemark zeigt nun, dass Ärzte das Verschreiben der Sulfonylharnstoffe nicht zu leichtfertig angehen sollten.

Aktuelle Dänische Studie

An der Studie hatten 25.404 Menschen mit Diabetes teilgenommen. 14.323 erhielten dabei Metformin und die übrigen 11.081 Teilnehmer die Sulfonylharnstoffe trotz gleichzeitiger Insulin-Einnahme.

Im Schnitt starben in 92 Tagen der Beobachtung sieben Prozent der Sulfonylharnstoff-Gruppe. 30 weitere Prozent brachen diese Behandlung nach weniger als acht Wochen ab und wechselten die Therapieform.

Anders sah dies in der Metformin-Gruppe aus. Hier waren auch nach 465 Tagen nur 4,6 Prozent der Patienten verstorben. Diese Zahl ist umso kleiner, wenn man bedenkt, dass 2.587 Patienten in diesem Zeitraum von den Sulfonylharnstoffen auf Metformin wechselten.

Auch als die Forscher verzerrende Daten wie das Alter oder Geschlecht aus der Studie heraus rechneten, blieb der Unterschied mehr als deutlich. Fazit: Durch den leichtfertigen Umgang mit Sulfonylharnstoffen kann sich das Sterberisiko um das 5-Fache erhöhen.

Kombination vermeiden

Bisher ist in der Medizinwelt aber unbekannt, warum die Sulfonylharnstoffe sich mit Insulin "schlecht vertragen". Keiner der eingesetzten Stoffe hatte einen messbaren Einfluss auf die Gefäße oder das Herz.

Solange sich jedoch in der Praxis zeigt, dass die Sulfonylharnstoffe sich in Kombination mit einer Insulin-Vergabe negativ auf die Prognose auswirken, sollte man die Therapie möglichst anders angehen.