Diagnose Prostatakrebs - Operieren oder Abwarten?

Von Nicole Freialdenhoven
16. April 2014

In Deutschland wird nach der Diagnose Prostatakrebs viel zu häufig direkt operiert. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie der Stiftung Männergesundheit, die in dieser Woche vorgestellt wurde. Den Medizinern war aufgefallen, dass vor allem beim sogenannten Niedrigrisiko-Karzinom die Prostatektomie - die chirurgische Entfernung der Prostata - meist überflüssig ist und bei vielen Patienten zu schweren Nebenwirkungen wie Impotenz oder Inkontinenz führt.

Bei 60 Prozent der Studienteilnehmer keine Veränderungen des Tumors

Für die Studie wurden insgesamt 3000 Patienten mit einem Niedrigrisiko-Karzinom beobachtet, von denen 500 lediglich aktiv überwacht wurden. Dabei wird der Tumor lediglich beobachtet und bleibt unbehandelt, so lange er nicht wächst. Bei 60 Prozent der Studienteilnehmer zeigte sich in den folgenden 22 Monaten keine Veränderung des Tumors, so dass auch kein Eingreifen notwendig wurde. Lediglich ein Viertel entschied sich am Ende dennoch für eine Operation oder eine andere Krebsbehandlung wie Bestrahlung oder Hormontherapie.

Die Mediziner wollen nun ein größeres Bewusstsein dafür schaffen, dass die Diagnose Niedrigrisiko-Karzinom nicht unbedingt ein operatives Eingreifen erfordert, sondern dass die Beobachtung oft ausreichend sei - und gleichzeitig die vielen potenziellen ebenwirkungen der Operation vermeidet. Kritiker weisen allerdings darauf hin, dass der Beobachtungszeitraum von 22 Monaten zu kurz sei, um daraus endgültige Schlüsse zu ziehen. So müsse am Ende jeder Patient für sich selbst entscheiden, ob er lieber abwartet oder doch lieber die Behandlung wählt.