Die Möglichkeiten des Neugeborenen-Screening - Bald soll das komplette Erbgut bestimmt werden

Von Cornelia Scherpe
28. Mai 2014

Die moderne Medizin vermeldet fast täglich neue Ergebnisse und zeigt den Menschen immer faszinierendere Möglichkeiten auf. Auch in Sachen Erbgutanalyse hat man in den letzten Jahren wahnsinnige Fortschritte gemacht.

Die Genomanalyse als Vorsorgeuntersuchung bei Neugeborenen

Seit 2005 beispielsweise können in einem Neugeborenen-Screening alle Kinder auf zwölf angeborene Krankheiten hin untersucht werden. Auf diese Weise können Eltern und Ärzte schnell reagieren und eine frühe Behandlung beginnen. Viele Kinderleben wurden so bereits gerettet.

Doch die Genomanalyse hat sich seitdem noch weiter entwickelt und inzwischen ist bereits die komplette Analyse des Erbguts möglich. Viele Mediziner fordern daher, dass das Neugeborenen-Screening erweitert und zur Komplettanalyse wird. In den USA geht man davon aus, dass dieses Ziel bereits 2020 erreicht sein wird.

Derzeit kostet die Untersuchung des Genoms etwas mehr als 1.000 Dollar und in einer Umfrage zeigten sich 75 Prozent der US-Eltern sehr interessiert an dieser Vorsorgemethode ihres Kindes.

Ethische und rechtliche Fragen zur Genomanalyse

Doch noch vor der Einführung der kompletten Genomanalyse stehen bereits jetzt ethische und rechtliche Fragen im Raum. Wird wirklich das komplette Erbgut eines Kindes analysiert, muss der Arzt entweder aus eigenem Ermessen oder durch rechtliche Vorgaben wissen, welche Informationen er an die Eltern weitergibt.

Da diese meist medizinische Laien sind, muss man ihnen aber erklären, wie man mit diesem Wissen als Eltern überhaupt umgehen soll. Zudem muss geklärt werden, ob die Analyseergebnisse dauerhaft gespeichert werden sollten.

Eventuell ist es auch deutlich sinnvoller, nur aktuell wichtige Informationen zu nutzen und im späteren Kindes- oder Erwachsenenalter eine neue Analyse durchzuführen. Auch wie das Gesundheitswesen überhaupt auf die Informationen reagieren soll, muss vorab geklärt werden. Sollten vorbeugende Therapien sofort durchgeführt werden, allein aufgrund der Screening-Ergebnisse? Auch die Finanzierungsfrage und die Frage, ob das Screening für alle Eltern verpflichtend sein sollte, stehen derzeit unbeantwortet im Raum.