Ein Mikrobizid soll HIV im Sperma bekämpfen und so die Ansteckungsgefahr mindern

Molekül soll HI-Viren das Gerüst nehmen, um eine abwehrstarke Gemeinschaft zu bilden

Von Cornelia Scherpe
20. August 2015

Wer den HI-Virus in sich trägt, sollte niemals ungeschützten Sex haben, da die Ansteckungsgefahr extrem groß ist. Dennoch gibt es viele Männer, die auch mit HIV weiterhin auf Schutzmaßnahmen verzichten. Um Frauen vor einer Ansteckung zu bewahren, gab es bereits einige Projekte mit Vaginalgel. Diese Gels enthielten Mikrobizide, um die HI-Viren im Sperma abzutöten und damit die Ansteckung zu vermeiden. Der erhoffte Schutz blieb aber aus.

Kraftvolle HIV-Gemeinschaft

Ein deutscher Forscher sieht das Scheitern nicht nur in mangelnder Anwendung durch die Studienteilnehmer begründet, sondern auch in einer biologischen Tatsache, die bisher zu wenig Beachtung gefunden hat. Demnach befinden sich HI-Viren nicht einfach lose im Sperma, sondern schließen sich dort zu einer Art Netzwerk zusammen. Sie nutzen dafür Fibrillen, also Eiweiße in Fadenform, die sich zu Bündeln zusammenschließen können.

Die HI-Viren sitzen auf diesen Fibrillen und bilden so eine Gemeinschaft. Diese Gemeinschaft ist deutlich stärker als HIV-Einzelgänger und kann sich daher gut gegen Mikrobizide zur Wehr setzen. Die chemischen Substanzen haben nicht die Kraft, alle Viren abzutöten und daher erfolgt eine Ansteckung.

Vielversprechende Tests an CLR01

Auf der Basis dieses Gedankens haben Forscher eine neue Art der Bekämpfung entwickelt. Es sollen zwar weiterhin Mikrobizide zum Einsatz kommen, dieses Mal aber gekoppelt an ein neues Molekül.

Das Molekül trägt den Namen CLR01 und richtet sich gegen die Fibrillen. Man kann es sich als winzige Pinzette vorstellen, die Fibrillen im Sperma erkennt und aufgreift. Dadurch wird den HI-Viren das Gerüst genommen, um eine Gemeinschaft zu bilden. Doch das ist nicht alles. CLR01 kann außerdem HIV an sich angreifen, denn es dringt in die Membran der Viren ein. Das führt dazu, dass die Viren nicht mehr ansteckend sein können.

Erste Tests im Labor waren sehr viel versprechend und sollen nun in größeren Studien überprüft werden.