Fehldiagnose oder Wissenslücke? Viele Alzheimer-Patienten haben kein Plaque im Gehirn

Studien führen zu der Frage, ob Alzheimer doch anders entsteht als bisher gedacht

Von Cornelia Scherpe
30. Oktober 2015

Morbus Alzheimer ist als Degenerationskrankheit des Gehirns sehr gefürchtet. Betroffene verlieren mehr und mehr die geistige Kontrolle und bisher gibt es wenig Möglichkeiten der Behandlung. Grund dafür ist die Tatsache, dass Alzheimer noch nicht erschöpfend erforscht ist.

Forschung zu Amyloidablagerungen

Bislang herrscht die Meinung vor, dass Alzheimer durch sogenannte Amyloidablagerungen entsteht. Die Plaques lagern sich im Gehirn an und führen durch diese "Verschmutzung" zu einem stetigen Absterben der Hirnzellen.

Nachweisbar waren die Plaqueablagerungen lange Zeit nur bei einer Autopsie und damit nach dem Tod der Betroffenen. Erst seit kurzer Zeit ist es möglich, das Gehirn auch zu Lebzeiten auf die Amyloidablagerungen hin zu untersuchen. Seitdem wird wieder vermehrt in diese Richtung geforscht.

Fragen der aktuellen Alzheimer-Forschung

Bei einer aktuellen Studie wurden 200 Verstorbene untersucht, die zu Lebzeiten die Alzheimer-Diagnose bekommen hatten. 35 Prozent der Patienten hatten aber gar keine Plaqueablagerungen im Gehirn. In einem Gegenversuch untersuchte man die Gehirne von 155 Personen, die zu Lebzeiten keine Auffälligkeiten gezeigt und keine Alzheimer-Diagnose bekommen hatten. Hier wiederum zeigten ein Drittel der Gehirne dennoch klare Plaque-Ablagerungen.

  • Bedeutet dies, dass bei den 200 Alzheimer-Patienten eine Fehldiagnose vorlag?
  • Oder entsteht Alzheimer doch anders als bisher gedacht?

Neben diesem Problem stellt sich die Medizinwelt nun ebenfalls der Frage, wie sinnvoll die Entwicklung derzeitiger Alzheimer-Medikamente ist. Man versucht im Moment weltweit, Wirkstoffe gegen die Beta-Amyloide zu entwickeln. Hat ein Patient jedoch diese Ablagerungen gar nicht, wird ihm auch die Einnahme solcher Medikamente nicht helfen.