Forscher stellen erstmals aus Stammzellen genügend Blutplättchen für eine Therapie her

Wissenschaftler aus Großbritannien stellen eine Rekordmenge an Thrombozyten aus Stammzellen her

Von Cornelia Scherpe
25. April 2016

Drei wesentliche Bestandteile im Blut sind

  1. die roten Blutkörperchen (Erythrozyten),
  2. die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und
  3. die Blutplättchen (Thrombozyten).

Letztere sind für die Blutgerinnung und damit den Verschluss von Wunden wichtig.

Fortschritt in der Thrombozyten-Züchtung

In der Forschung versucht man bereits seit einiger Zeit, Blutplättchen aus Stammzellen zu züchten. Einigen Studien ist das sogar schon gelungen, doch die Zahl der künstlich gewonnenen Thrombozyten war stets zu klein. Die geringen Mengen waren zwar interessant für Laborversuche, doch sie waren für den Einsatz in Therapien nutzlos. Nun ist es Forschern aus Großbritannien zum ersten Mal gelungen, aus Stammzellen so viele Thrombozyten herzustellen, dass man sie im klinischen Alltag für Patienten nutzen könnte.

Benutzt wurden Zellen aus der Haut, die Spender für die Wissenschaftler bereitgestellt hatten. Diese Hautzellen wurden so verändert, dass sie sich zurückentwickelten und wieder zu Stammzellen wurden. Man spricht in diesem Fall von pluripotenten Stammzellen.

Die Forscher stimulierten diese Zellen mit insgesamt drei Steuergenen (auch Transkriptionsfaktoren genannt) und ließen sie zu einer Zellart heranwachsen, die man Mega­karyozyten nennt. Diese Mega­karyozyten können Blutblättchen herstellen, indem sie kleine Abschnürungen bilden. Aus diesen "Säckchen" werden die Thrombozyten.

(Miss-)Erfolge im Tierversuch

Insgesamt dauerte es im Labor zehn Tage, bis die Stammzellen zu Mega­karyozyten geworden waren und langsam Blutplättchen bildeten. Die Zellkultur hatte eine Lebensdauer von mehr als 90 Tagen, was ausreichend war, um aus einer Million Stammzellen eine Billion Thrombozyten zu machen. Dies ist ein Rekord und könnte der Durchbruch für den Einsatz in der Praxis sein. Zum Vergleich: ein Liter Blut enthält je nach Person 150 bis 450 Milliarden Blutplättchen.

Bisher ist allerdings noch kein Einsatz beim Menschen geplant. Erst stehen noch weitere Testreihen an. Im Versuch mit Mäusen lebten die künstlichen Thrombozyten im Schnitt nur 7,1 Tage. Normal wären 19,7 Tage. Außerdem übernahmen sie noch nicht alle Funktionen im Körper, die natürlich entstandene Blutplättchen übernehmen. Die wichtige Bildung von Verklumpungen zum Wundverschluss übernahmen sie aber bereits.