Gehirne sind selten eindeutig männlich oder weiblich

Studie beweist: Wer wir sind, hat mit dem physischen Geschlecht nichts zu tun

Von Cornelia Scherpe
2. Dezember 2015

Beim gesunden Menschen kann man anhand körperlicher Merkmale klar unterscheiden, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt. In der Wissenschaft spricht man dabei vom Sexualdimorphismus. Neben den biologischen Geschlechtsmerkmalen forscht man seit vielen Jahren nach weiteren Unterschieden und auch Gemeinsamkeiten.

Männliche und weibliche Hirne?

Inzwischen weiß man beispielsweise, dass ein weibliches Herz meist anders altert als ein männliches Herz. Forscher haben sich nun dem Gehirn des Menschen gewidmet und wollten durch Hirnscans herausarbeiten, worin genau sich männliche und weibliche Hirne unterscheiden. Das Ergebnis war eindeutig: Es gibt so gut wie kein Gehirn, das wirklich rein männlich beziehungsweise rein weiblich ist.

Hirnscans in der Studie

Die Studie arbeitete mit rund 1.400 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Alle erklärten sich dazu bereit, Hirnscans von sich anfertigen zu lassen, damit die Forscher nach geschlechtsspezifischen Mustern suchen konnten. Die Wissenschaftler stießen dabei zwar auf verschiedene Muster, die man als

  • "typisch weiblich" oder
  • "typisch männlich"

ansah, doch mit dem physischen Geschlecht stimmten die Muster selten überein. Nur in acht Prozent der Fälle fand man Männer mit eindeutig männlichem Gehirn und Frauen mit eindeutig weiblichen Hirn. 92 Prozent der Probanden hatte Muster beider Arten in sich vereint und folglich konnte man das Gehirn nicht verallgemeinernd einem der Geschlechter zuordnen.

Geschlechterklischees und Persönlichkeit

Auch diese Studie zeigt damit einmal mehr, dass Geschlechterklischees eben genau das sind: Klischees.

  1. Sowohl Begabungen und Neigungen
  2. als auch Charakterzüge

sind eigentlich vom Geschlecht losgelöst, wurden aber über viele Generationen durch soziale Vorgaben als typisch maskulin oder typisch feminin bezeichnet. Wer Verhaltensweisen und Berufswünsche des anderen Geschlechts zeigte, stand daher lange Zeit unter sozialen Druck. Auch heute noch ist dieses Geschlechterdenken nicht gänzlich überwunden. Die Hirnscans zeigen aber: Wer wir sind, hat mit dem physischen Geschlecht nichts zu tun.