Gesetze gegen Pädophilie - ein Balanceakt zwischen Kinderschutz und generalisiertem Misstrauen

Von Dörte Rösler
25. Februar 2014

Der Fall Edathy sorgt nicht nur für politische Schlagzeilen - er wirft auch die Frage nach einem klugen Umgang mit Pädophilen auf. Können schärfere Gesetze die Kinder schützen? Brauchen wir mehr Hilfsangebote für Pädophile, damit diese ihren Trieb nicht an realen Kindern ausleben? Und wie schützen wir uns selbst vor einer Atmosphäre aus Misstrauen und Körperfeindlichkeit, in der schon Urlaubsfotos vom Strand unter Pornographie-Verdacht fallen?

Strenge Gesetze gegen Kinderpornographie sind gut. Und es ist überlegenswert, ob auch das bisher erlaubte "Posing" verboten werden sollte. Pädophile, die solche Aufnahmen nutzen, um ihren Lust nicht mit realen Kindern ausleben zu müssen, begehen zwar keinen Missbrauch - aber sie sind häufig Nutznießer eines Missbrauchs, den andere begangen haben.

Augenmaß im Umgang mit Kindern gefordert

Wohl alle Eltern haben ihren Nachwuchs schon beim Planschen oder freizügigen Toben abgelichtet. Der intime und vertraute Umgang mit nackten Kindern gehört zum Leben - Zuhause ebenso wie im Kindergarten oder Fußballverein. Und er ist gesund. Denn nur so behalten die Kinder eine unbefangene Freude an ihrem Körper.

Wer eine offene Gesellschaft will, muss also Augenmaß bewahren. Sexuelle Handlungen an Kindern darf es nicht geben, weil Sex für Kinder nicht Sex ist, sondern Missbrauch. Dazu zählen auch Fotos, Filme und Comics, die nur den Zweck haben Erwachsene zu erregen. Wenn wir nund aus Sorge vor pädophilem Missbrauch jedes Nacktfoto und jeden intimen Körperkontakt zwischen Kindern und Erwachsenen mit einem Tabu belegen, geht aber zugleich die Unschuld in Familien verloren.