Hightech im Menschen: Neue Implantate für Gehirn und Augen

Implantat soll Blinde dazu befähigen, Objekte zu unterscheiden und die Mimik ihrer Mitmenschen zu sehen

Von Cornelia Scherpe
18. Juni 2015

Die moderne Medizin entwickelt sich rasant und macht bereits heute Dinge möglich, die lange als Science Fiction galten. Forscher aus Ulm beschäftigen sich derzeit am "Institut für Mikroelektronik" an der Universität der Stadt mit einem Mikrochip für Blinde.

Neuartiges Implantat für Sehkraft

Das winzige Implantat soll direkt in die Retina (die Netzhaut) des Patienten eingepflanzt werden und kann so unter bestimmten Bedingungen das Sehen wieder möglich machen. Die wichtigste Voraussetzung dabei ist, dass der Betreffende noch eine aktive Nervenverbindung zwischen der Netzhaut des Auges und dem Gehirn hat.

Dies ist bei vielen Patienten der Fall, denn beispielsweise bei der Makuladegeneration sterben die Lichtrezeptoren in der Netzhaut ab, doch gäbe es noch gesunde Zellen, könnten diese jederzeit ihre Informationen an das Gehirn senden. Genau an dieser Stelle soll das neue Implantat ansetzen.

Der kleine Chip gibt elektrische Impulse an die Netzhaut ab, diese kann damit arbeiten und schickt ihre Daten an das Gehirn. Es erfolgt also auch ohne Lichtrezeptoren der Informationsaustausch.

Diese Technik ist bereits mit 40 Freiwilligen getestet worden, die vor dem Eingriff blind waren. Viele haben durch das Implantat ihren Blindenstatus tatsächlich aufgeben können und sind wieder in der Lage, Objekte zu unterscheiden und sogar die Mimik bei Gesprächspartner zu sehen.

Fortschritte der Parkinson-Forschung

Am selben Institut in Ulm arbeiten die Wissenschaftler außerdem an einem neuartigen Implantat für das Gehirn. Hier soll ein ähnlicher Effekt wie bei der bereits verwendeten Tiefenhirnstimulation erzeugt werden.

Dafür werden aber nicht mehr nur einzelne Areale im Gehirn angesprochen, sondern mehrere gleichzeitig und bei Bedarf in unterschiedlicher Intensität. So könnten neuronale Krankheiten wie Parkinson in naher Zukunft effektiver behandelt werden.