Hirnalterung ist bei Adipositas beschleunigt

Ab 40 Jahren spielt das Körpergewicht eine entscheidende Rolle für die Hirnsubstanz

Von Cornelia Scherpe
11. August 2016

Menschen mit Adipositas sind nicht nur dick, sondern fettleibig. Der dauerhaft gestörte Stoffwechsel hat dabei offenbar auch Auswirkungen auf das Gehirn und führt zu einer frühzeitigen Alterung. Zu dieser Erkenntnis kommt eine aktuelle Studie.

Das Gehirn ist ein Organ, das zu Beginn des Lebens in kurzer Zeit rasch an Volumen zunimmt, dann seine Masse hält und mit dem Alterungsprozess langsam wieder abbaut. Es ist daher vollkommen normal, wenn im Seniorenalter weniger Hirnsubstanz als in jungen Jahren vorhanden ist. Wie schnell und wie stark das Gehirn schrumpft, hängt von verschiedenen Faktoren ab.

Hirnsubstanz im Vergleich

Die Wissenschaftler hatten für ihre Studie 473 Menschen mittels Kernspintomographie untersucht. Der jüngste Teilnehmer war 27 Jahre, der älteste Proband 87 Jahre. Im 3-Tesla-Kernspintomographen konnte das Gehirn der einzelnen Personen sichtbar gemacht und vermessen werden. Neben dem Alter als wichtige Komponente wurde auch der BMI erfasst.

Die Forscher stellten fest, dass bei jüngeren Teilnehmer das Körpergewicht keinen Einfluss auf das Gehirn hatte. Die weiße Hirnsubstanz war immer in alterstypischer Menge vorhanden. Ab 40 Jahren jedoch spielt das Gewicht plötzlich eine Rolle.

  • Die Gehirne schlanker Menschen zwischen 40 und 50 Jahren waren normal groß,
  • die Hirne der Gleichaltrigen mit Adipositas zeigten jedoch ein Volumen, das zu einem schlanken Menschen von 60 Jahren passt.

Demnach waren die Gehirne adipöser Menschen zehn Jahre älter als sie sein sollten. In Tests zur geistigen Leistungsfähigkeit schnitten schlanke und fettleibige Teilnehmer jedoch gleich gut ab.

Gründe für die vorzeitige Hirnalterung

Warum genau Adipositas ein vorzeitiges Schrumpfen des Gehirns auslöst, kann die Studie nicht sagen. Die detaillierten Auswirkungen einer Fettsucht auf den gesamten Körper sind noch nicht erforscht.

  • Bisher weiß man, dass der Bewegungsapparat stark leidet und daher vorzeitig Arthrose auftreten kann.
  • Auch der Stoffwechsel ist verändert und häufig Diabetes die Folge.
  • Gleichzeitig ist das Immunsystem schwächer und das Risiko für Herz-Kreislauf-Leiden stark erhöht.

Es sei vorstellbar, so die Forscher, dass Durchblutungsstörungen das Gehirn langfristig negativ beeinflussen und vorzeitig altern lassen.